Es ist wahrscheinlicher, dass die Weibchen von gewissen Männchen entweder vor oder nach dem Kampfe gereizt werden und diese daher unbewusst vorziehen. Was den Tetrao umbellus betrifft, so geht ein guter Beobachter[1] so weit anzunehmen, dass die Kämpfe der Männchen „nur Scheingefechte sind, ausgeführt, um sich in grösstmöglichem Vortheile vor den um sie herum versammelten und sie bewundernden Weibchen zu zeigen. Denn ich bin niemals im Stande gewesen, einen verstümmelten Helden zu finden, und selten habe ich mehr als eine geknickte Feder gefunden.“ Ich werde auf diesen Gegenstand zurückzukommen haben, will aber hier hinzufügen, dass beim Tetrao cupido der Vereinigten Staaten ungefähr zwanzig Männchen sich auf einem besonderen Flecke versammeln und, während sie umherstolziren, die Luft von ihrem ausserordentlichen Lärmen ertönen machen. Bei der ersten Antwort seitens eines Weibchens beginnen die Männchen wüthend mit einander zu kämpfen, und der Schwächere gibt nach. Aber dann suchen, der Angabe von Audubon zufolge, sowohl die Sieger als die Besiegten das Weibchen, so dass die Weibchen dann entweder eine Wahl eintreten lassen müssen oder der Kampf von Neuem beginnen muss. So kämpfen ferner die Männchen eines der Feldstaare der Vereinigten Staaten (Sturnella ludoviciana) heftig mit einander, „aber beim Erblicken eines Weibchens fliegen sie alle hinter diesem her als wenn sie närrisch wären.“[2]
Vocal- und Instumentalmusik. – Bei Vögeln dient die Stimme dazu, verschiedene Gemüthserregungen auszudrücken, wie Unglück, Furcht, Aerger, Triumph oder blosses Gefühl des Glücks. Dem Anscheine nach wird sie zuweilen dazu benutzt, Schrecken zu erregen, wie es mit dem zischenden Geräusch der Fall ist, welches einige Vögel als Nestlinge ausstossen. Audubon erzählt,[3] dass ein Reiher (Ardea nycticorax, Linné), welchen er zahm hielt, sich zu verstecken pflegte, wenn sich eine Katze näherte, und „dann stürzte er plötzlich vor und stiess eines der fürchterlichsten Geschreie aus, sich offenbar über die Unruhe und die Flucht der Katze amüsirend.“ Der gemeine Haushahn gluckt seiner Henne und die Henne ihren Küchlein, wenn ein
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)