Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/72

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

während dieses rapiden Herabschiessens hervorgebracht.

Fig. 41. Aeussere Schwanzfeder von Scolepax gallinago (nach dem Proc. Zool. Soc. 1858).

Niemand war im Stande, die Ursache dieses Geräuschs zu erklären, bis Meves beobachtete, dass auf jeder Seite des Schwanzes die äusseren Federn eigenthümlich geformt sind (Fig. 41); sie haben nämlich einen steifen, säbelförmig gekrümmten Schaft, die schräg davon abgehenden Aeste der Fahne sind von ungewöhnlicher Länge und die äusseren Ränder sind fest an einander geheftet. Er fand, dass wenn man auf diese Federn bläst oder wenn man dieselben an einen langen dünnen Stock bindet und sie schnell durch die Luft bewegt, man einen genau dem meckernden, von dem lebenden Vogel hervorgebrachten Laute ähnlichen Ton hervorbringen kann. Beide Geschlechter sind mit diesen Federn versehen; sie sind aber beim Männchen allgemein grösser als beim Weibchen und bringen einen tieferen Ton hervor.

Fig. 42. Aeussere Schwanzfeder von Scolopax frenata.

Fig. 43. Aeussere Schwanzfeder von Scolopax javensis.

Bei einigen Species, so bei S. frenata (Fig. 42), sind vier Federn und bei S. javensis (Fig. 43) sind nicht weniger als acht Federn auf jeder Seite des Schwanzes bedeutend modificirt. Werden die Federn von verschiedenen Species in der eben geschilderten Weise durch die Luft geschwungen, so werden verschiedene Töne hervorgebracht, und der Scolopax Wilsonii der Vereinigten Staaten macht, während er sich schnell zur Erde herabstürzt, ein Geräusch, wie wenn eine Gerte schnell durch die Luft gezogen wird.[1]

Beim Männchen von Chamaepetes unicolor (einem grossen hühnerartigen Vogel von America) ist die erste Schwungfeder erster Ordnung nach der Spitze zu gebogen und viel mehr zugespitzt als beim Weibchen. Bei einem verwandten Vogel, der Penelope nigra, beobachtete Mr. Salvin ein Männchen, welches, während es „mit ausgebreiteten



  1. s. den interessanten Aufsatz von Meves in: Proceed. Zoolog. Soc. 1858, p. 199. In Bezug auf die Lebensweise der Bekassine s. Macgillivray, History of British Birds. Vol. IV, p. 371. Wegen der americanischen Bekassine: Capt. Blakiston, in: Ibis, Vol. V. 1863, p. 131.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/72&oldid=- (Version vom 31.7.2018)