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und am Schwanze gewisser Paradiesvögel vor. Bei diesen letzteren Vögeln zieren ähnliche Federn, sehr schön mit Augenflecken versehen, den Kopf, wie es gleichfalls bei einigen, hühnerartigen Vögeln der Fall ist. Bei einer indischen Trappe (Sypheotides auritus) endigen die Federn, welche die Ohrbüschel, die ungefähr vier Zoll lang sind, bilden, gleichfalls in Scheiben.[1] Es ist eine äusserst eigenthümliche Thatsache, dass die Motmots, wie Mr. Salvin klar gezeigt hat,[2] ihren Schwanzfedern dadurch die Spatelform geben, dass sie die Barben abbeissen, und dass ferner diese beständige Verstümmelung in gewissem Grade eine vererbte Wirkung hervorgebracht hat.

Ferner sind die Fahnen der Federn bei verschiedenen sehr weit auseinanderstehenden Vögeln fadenförmig, wie bei einigen Reihern, Ibissen, Paradiesvögeln und hühnerartigen Vögeln. In andern Fällen verschwinden die Fahnen und lassen den Schaft nackt und dieser erreicht im Schwanze von Paradisea apoda eine Länge von vierunddreissig Zoll;[3] bei P. Papuana (Fig. 47) sind sie viel kürzer und dünn. Werden kleinere Federn in dieser Weise nackt, so erscheinen sie wie Borsten, so z. B. an der Brust des Truthahns. Wie eine jede schwankende Mode in der Kleidung beim Menschen allmählich bewundert wird, so scheint auch bei Vögeln eine Veränderung beinahe jeder Art in der Structur oder der Färbung der Federn beim Männchen von dem Weibchen bewundert worden zu sein. Die Thatsache, dass die Federn in sehr weit von einander verschiedenen Gruppen in einer analogen Art und Weise modificirt worden sind, hängt ohne Zweifel ursprünglich davon ab, dass alle Federn nahezu dieselbe Structur und Entwickelungsweise haben und folglich auch in einer und der nämlichen Art und Weise zu variiren neigen. Wir sehen oft eine Neigung zu analoger Variabilität in dem Gefieder unserer domesticirten Vogelrassen, welche zu verschiedenen Species gehören. So sind Federbüsche bei mehreren Species aufgetreten. Bei einer ausgestorbenen Varietät des Truthahns bestand der Federstutz aus nackten Schäften, welche von dunenartigen Fadenfedern überragt wurden, so dass diese in einem gewissen Grade den spatelförmigen, oben beschriebenen Federn ähnlich wurden. Bei gewissen Rassen der Taube und



  1. Jerdon, Birds of India. Vol. III, p. 620.
  2. Proceed. Zoolog. Soc. 1873, p. 429.
  3. Wallace, in: Annals and Magaz. of Nat. Hist. Vol. XX. 1857, p. 416, und in seinem Malay Archipelago. Vol. II. 1869, p. 390.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)