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er durch menschliche Hände von jedem Grashalm gereinigt und niedergeglättet wäre. Eines der Männchen „hüpfte herum, offenbar zum Entzücken mehrerer anderer. Jetzt breitete es seine Flügel aus, warf seinen Kopf in die Höhe oder öffnete seinen Schwanz wie einen Fächer, jetzt stolzirte es herum mit einem hüpfenden Gange, bis es ermüdet war, wo es eine Art von Gesang anstimmte und von einem andern Männchen abgelöst wurde. So traten drei von ihnen nach einander auf die Bühne und zogen sich dann mit Selbstzufriedenheit zu den andern zurück“. Die Indianer warten, um ihre Bälge zu erhalten, an einem dieser Versammlungsplätze, bis die Vögel eifrig mit Tanzen beschäftigt sind, und sind dann im Stande, mit ihren vergifteten Pfeilen vier oder fünf Männchen eines nach dem andern zu tödten.[1] Von den Paradiesvögeln versammeln sich ein Dutzend oder noch mehr im vollen Gefieder befindlicher Männchen auf einem Baume, um, wie es die Eingeborenen nennen, eine Tanzgesellschaft abzuhalten, und hier scheint der ganze Baum, wie Mr. Wallace bemerkt, von dem Umherfliegen der Vögel, dem Erheben ihrer Flügel, dem Auf- und Abschwingen ihrer ausgezeichneten Schmuckfedern und dem Erzittern derselben, als sei er mit schwingenden Federn erfüllt. Wenn sie hiermit beschäftigt sind, so werden sie so davon absorbirt, dass ein geschickter Bogenschütze fast die ganze Gesellschaft schiessen kann. Werden diese Vögel in Gefangenschaft auf dem malayischen Archipel gehalten, so sollen sie auf das Reinhalten ihrer Federn sehr viel Sorgfalt verwenden, breiten sie oft aus, untersuchen sie und entfernen jedes Pünktchen Schmutz. Ein Beobachter, welcher mehrere Paare lebend hielt, zweifelte nicht daran, dass die Entfaltung des Männchens dazu bestimmt war, dem Weibchen zu gefallen.[2]

Der Goldfasan und der Amherstfasan breiten nicht bloss während ihrer Brautwerbung ihre prächtigen Halskragen aus und erheben sie, sondern wenden sie auch, wie ich selbst gesehen habe, schräg gegen das Weibchen hin, auf welcher Seite dieses auch stehen mag, offenbar damit eine grössere Fläche davon vor demselben entfaltet werde.[3]


  1. Journal of the Roy. Geograph. Soc. Vol. X. 1840, p. 236.
  2. Annals and Magaz. of Natur. Hist. Vol. XIII. 1854, p. 157; auch Wallace, ebenda. Vol. XX. 1857, p. 412, und The Malay Archipelago, Vol. II. 1869, p. 252; auch Dr. Bennett, citirt von Brehm, Thierleben. Bd. 3, S. 326.
  3. Mr. T. W. Wood hat im „Student“, April, 1870, p. 115, eine ausführliche Schilderung der Art und Weise dieser Entfaltung gegeben, welche er die laterale oder einseitige nennt; es bietet sie der Goldfasan und der Japanische Fasan dar, Ph. versicolor.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/94&oldid=- (Version vom 31.7.2018)