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die Muskeln des Brustkastens beeinflußt, während bei diesem Pavian und bei einigen anderen Affen es die Muskeln der Kinnladen und Lippen sind, welche krampfhaft afficirt werden.

Ich habe bereits Gelegenheit gehabt, die merkwürdige Art und Weise zu erwähnen, in welcher zwei oder drei Species von Macacus und der Cynopithecus niger ihre Ohren zurückziehen und einen leisen schnatternden Laut ausstoßen, wenn sie sich über Liebkosungen freuen. Bei dem Cynopithecus (Fig. 17) werden zu derselben Zeit die Mundwinkel nach rückwärts und aufwärts gezogen, so daß die Zähne sichtbar werden. Es würde daher dieser Ausdruck von einem Fremden niemals als einer des Vergnügens erkannt werden. Der Kamm langer Haare auf dem Vorderkopfe wird niedergeschlagen und dem Anscheine nach die ganze Kopfhaut zurückgezogen. Hierdurch werden die Augenbrauen ein wenig emporgehoben und die Augen nehmen einen starren Ausdruck an; auch die unteren Augenlider werden leicht gerunzelt; aber dieses Runzeln ist wegen der beständigen Querfurchen auf dem Gesichte nicht auffallend.

Schmerzhafte Erregungen und Empfindungen. — Bei Affen wird der Ausdruck geringen Schmerzes oder irgend einer schmerzhaften Gemüthserregung, wie Kummer, Ärger, Eifersucht u. s. w. nicht leicht von dem eines mäßigen Zornes unterschieden, und diese Seelenzustände gehen leicht und schnell in einander über. Indeß wird bei einigen Arten Kummer ganz sicher durch Weinen ausgedrückt. Eine Frau, welche einen Affen, der der Annahme nach von Borneo gekommen war (Macacus maurus oder M. inornatus Gray), an die zoologische Gesellschaft verkaufte, erzählte, er habe oft geweint. Auch Mr. Bartlett hat ebenso wie der Wärter, Mr. Sutton, es wiederholt gesehen, daß er, wenn er sich härmte oder selbst wenn er sehr bemitleidet wurde, so reichlich weinte, daß ihm die Thränen die Backen herabliefen. Bei diesem Falle liegt indessen doch etwas Fremdartiges vor. Denn zwei später im zoologischen Garten gehaltene Exemplare, welche der Annahme nach zu derselben Species gehörten, hat man niemals weinen sehen, obschon sie von dem Wärter und von mir selbst sorgfältig beobachtet wurden, wenn sie sehr in Noth waren und laut schrieen. Rengger gibt an,[1] daß sich die Augen des Cebus Azarae mit Thränen füllten, aber doch nicht so stark, daß sie überliefen,


  1. Rengger, a.a.O. S. 46. Humboldt, Personal Narrative, Vol. IV. p. 527.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)