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Seite:DarwinAusdruck.djvu/145

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Mundwinkel herabziehenden Muskeln (siehe K in Holzschnitt 1 und 2) stark zusammengezogen, um den Mund weit offen zu halten, so daß ein starker und voluminöser Laut ausgestoßen werden kann. Die Thätigkeit dieser einander entgegenwirkenden Muskeln oben und unten strebt dem Munde eine oblonge fast viereckige Contur zu geben, wie man in den beiliegenden Photographien sehen kann. Ein ausgezeichneter Beobachter[1] sagt bei der Beschreibung eines kleinen Kindes, welches während des Fütterns schrie: „es bildete seinen Mund zu einem Viereck und ließ die Suppe aus allen vier Ecken herauslaufen.“ Ich bin der Ansicht — doch werden wir auf diesen Punkt in einem späteren Capitel zurückkommen — daß die die Mundwinkel herabziehenden Muskeln weniger unter der besonderen Controle des Willens stehen als die angrenzenden Muskeln, so daß wenn ein kleines Kind nur zweifelhaft geneigt ist, zu schreien, dieser Herabdrücker des Mundwinkels allgemein der erste ist, welcher sich zusammenzieht, und der letzte, welcher aufhört, zusammengezogen zu sein. Wenn ältere Kinder anfangen zu weinen, so sind die Muskeln, welche zur Oberlippe laufen, häufig die ersten, welche sich zusammenziehen. Dies ist vielleicht eine Folge davon, daß ältere Kinder keine so starke Neigung haben, laut aufzuschreien und in Folge dessen ihren Mund weit offen zu halten, so daß die ebengenannten herabziehenden Muskeln in keine so starke Thätigkeit versetzt werden.

Bei einem meiner eigenen Kinder beobachtete ich von seinem achten Tage an und einige Zeit später noch, daß das erste Zeichen eines Schreianfalls, wenn ein solcher in seinem allmählichen Eintritte beobachtet werden konnte, ein unbedeutendes Stirnrunzeln war in Folge der Zusammenziehung der Augenbrauenrunzler. Die Capillargefäße der nackten Kopf- und Gesichtshaut wurden zu derselben Zeit mit Blut geröthet. Sobald der Schreianfall factisch begann, wurden alle Muskeln rings um die Augen heftig zusammengezogen und der Mund in der oben beschriebenen Weise weit geöffnet, so daß die Gesichtszüge in dieser frühen Periode dieselbe Form annahmen wie in einem etwas vorgeschritteneren Alter.

Dr. Piderit[2] legt auf die Zusammenziehung gewisser Muskeln großes Gewicht, welche die Nase herabziehen und die Nasenlöcher


  1. Mrs. Gaskell, „Mary Barton“. New edit., p. 84.
  2. Mimik und Physiognomik. 1867. S. 106. Duchenne, Mécanisme de la Physion. Hum. Album, p. 3 4.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/145&oldid=- (Version vom 31.7.2018)