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jeder heftigen Exspiration etwas nach vorn rückt. Dies ist eine Folge der Erweiterung der hinter dem Augapfel gelegenen Gefäße und hätte sich nach dem sehr innigen Zusammenhange des Auges und Gehirns erwarten lassen. Man weiß ja, daß das Gehirn, wenn ein Theil des Schädels entfernt worden ist, mit jedem Athemzuge sich hebt und senkt. Dasselbe kann man auch an den noch nicht geschlossenen Nähten kindlicher Köpfe beobachten. Ich vermuthe aber, daß dies auch die Ursache ist, weshalb die Augen eines erdrosselten Menschen aus ihren Höhlen herauszutreten scheinen.

In Bezug auf den Schutz des Auges während heftiger exspiratorischer Anstrengungen durch den Druck der Augenlider kommt Prof. Donders nach seinen mannigfaltigen Beobachtungen zu dem Schlusse, daß diese Handlung mit Sicherheit die Erweiterung der Gefäße beschränkt oder ganz beseitigt.[1] Er fügt hinzu, daß wir in solchen Zeiten nicht selten die Hand unwillkürlich auf die Augenlider legen sehen, gewissermaßen um hierdurch den Augapfel noch besser zu schützen und zu behüten.

Trotz dem allen kann für jetzt noch keine große Reihe von Belegen beigebracht werden, um nachzuweisen, daß das Auge wirklich Schaden leidet, wenn ihm während heftiger Exspiration eine Unterstützung fehlt. Doch finden sich einige. Es ist „eine Thatsache, daß gewaltsame exspiratorische Anstrengungen bei heftigem Husten oder Erbrechen und besonders beim Niesen zuweilen Veranlassung zu Zerreißungen der kleinen (äußern) Gefäße des Auges geben.“[2] In Bezug auf die innern Gefäße hat in neuerer Zeit Dr. Gunning


  1. Professor Donders bemerkt (am letztangeführten Orte, p. 28): „Nach Verletzungen des Auges, nach Operationen und in einigen Formen innerer Entzündungen legen wir großen Werth auf die gleichmäßige Unterstützung der geschlossenen Augenlider und vermehren dieselbe noch in vielen Fällen durch eine Binde. In beiden Fällen suchen wir sorgfältig großen exspiratorischen Druck zu vermeiden, dessen Nachtheil so bekannt ist.“ Mr. Bowman theilt mir mit, daß er in Fällen von excessiver Lichtscheu, welche die skrophulöse Augenentzündung der Kinder begleitet, wo das Licht so schmerzhaft wirkt, daß es während Wochen oder Monaten durch den gewaltsamsten Schluß der Augenlider abgehalten wird, beim Öffnen der Lider häufig durch die Blässe der Augen überrascht worden ist, — nicht eine unnatürliche Blässe, sondern eine Abwesenheit jener Röthe, welche sich hätte erwarten lassen, wenn die Oberfläche etwas entzündet wäre, was ja dann gewöhnlich der Fall ist; und diese Blässe ist er geneigt, als Folge des gewaltsamen Schlusses der Augenlider zu betrachten.
  2. Donders, a. a. O., p. 36.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/154&oldid=- (Version vom 31.7.2018)