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Reize so empfindlich sind. Ein starkes auf die Netzhaut treffendes Licht hat, wenn letztere sich in normalem Zustande befindet, nur wenig Neigung, Thränenabsonderung zu verursachen. Aber bei ungesunden Kindern, welche kleine, lange offenbleibende Geschwüre auf der Hornhaut haben, wird die Netzhaut gegen Licht excessiv empfindlich und selbst die Einwirkung des gewöhnlichen Tageslichts verursacht gewaltsamen und lange dauernden Verschluß der Lider, ebenso wie einen profusen Thränenerguß. Wenn Personen, welche mit dem Gebrauche convexer Gläser beginnen sollten, gewohnheitsgemäß die abnehmende Accomodationsfähigkeit überanstrengen, so folgt häufig eine ungehörige Thränenabsonderung und die Netzhaut wird sehr leicht für Licht krankhaft empfindlich. Im Allgemeinen sind krankhafte Affectionen der Oberfläche des Auges und der Ciliar-Gebilde, welche beim Acte der Accomodation betheiligt sind, geneigt, von excessiver Thränenabsonderung begleitet zu werden. Die Härte des Augapfels, wenn sie nicht bis zur Entzündung sich steigert, aber doch einen Mangel des Gleichgewichts zwischen den Flüssigkeiten einschließt, welche von den im Augapfel gelegenen Gefäßen ergossen und wieder aufgesogen werden, wird gewöhnlich nicht von irgend welcher Thränenabsonderung begleitet. Schlägt das Gleichgewicht nach der andern Seite über und wird das Auge zu weich, so ist eine größere Neigung zur Thränenabsonderung vorhanden. Endlich gibt es zahlreiche krankhafte Zustände und Structurveränderungen der Augen, ja selbst fürchterliche Entzündungen, welche von nur geringer oder gar keiner Thränenabsonderung begleitet sein können.

Es verdient auch Erwähnung, da es sich indirect auf unsern Gegenstand bezieht, daß das Auge und die umgebenden Theile einer außerordentlichen Zahl reflectirter und associirter Bewegungen, Empfindungen und Thätigkeiten, außer denen, die sich auf die Thränendrüsen beziehen, ausgesetzt sind. Wenn ein helles Licht die Netzhaut des einen Auges allein trifft, so zieht sich die Regenbogenhaut zusammen, aber auch die Regenbogenhaut des andern Auges bewegt sich nach einem meßbaren Zeitintervall. Die Regenbogenhaut bewegt sich gleichfalls bei der Accomodation auf nahes oder entferntes Sehen und wenn man die beiden Augen convergiren läßt.[1] Jedermann


  1. s. über diese verschiedenen Punkte Prof. Donders: On the Anomalies of Accomodation and Refraction of the Eye. 1864, p. 573.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)