und einfachen Quelle zu entspringen, aus welcher sie in der Kindheit hervorgehen“.[1]
An zweiter Stelle kam mir der Gedanke, daß man Geisteskranke studiren müsse, da sie Ausbrüchen der stärksten Leidenschaften ausgesetzt sind, ohne sie irgendwie zu controliren. Ich selbst hatte keine Gelegenheit dies zu thun; ich wandte mich daher an Dr. Maudsley und erhielt von ihm eine Empfehlung an Dr. J. Crichton Browne, welcher eine außerordentlich große Irrenheilanstalt in der Nähe von Wakefield leitet und, wie ich fand, dem Gegenstande bereits Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Dieser vorzügliche Beobachter hat mir mit unermüdlicher Freundlichkeit zahlreiche Notizen und Beschreibungen mit werthvollen Andeutungen über viele Punkte gesandt, und ich kann den Werth seiner Unterstützung kaum überschätzen. Ich verdanke auch der Freundlichkeit des Mr. Patrick Nicol von der Sussex-Irrenanstalt interessante Angaben über zwei oder drei Punkte.
Drittens galvanisirte Dr. Duchenne, wie wir bereits gesehen haben, bestimmte Muskeln im Gesichte eines alten Mannes, dessen Haut wenig empfindlich war, und rief dadurch verschiedene Ausdrucksarten hervor, welche in einem grossen Maßstabe photographirt wurden. Glücklicherweise fiel es mir ein, mehrere der besten Tafeln ohne ein Wort der Erklärung mehr als zwanzig gebildeten Personen verschiedenen Alters und beiderlei Geschlechts zu zeigen und diese in jedem einzelnen Falle zu fragen, von welcher Seelenbewegung oder von welchem Gefühl der alte Mann ihrer Vermuthung nach wohl erregt sei; die Antworten, die ich erhielt, notirte ich mir mit den von ihnen gebrauchten Worten. Mehrere dieser Ausdrucksformen wurden von beinahe jeder Person augenblicklich erkannt, wenn sie auch nicht mit genau denselben Worten beschrieben wurden, und ich glaube, daß man diese als naturgetreu ansehn kann; ich werde sie später einzeln anführen. Auf der andern Seite wurden in Bezug auf einige derselben die allerverschiedensten Urtheile geäussert. Dieses Vorzeigen war noch in einer andern Art von Nutzen, da es mich überzeugte, wie leicht wir von unsrer Einbildung irregeführt werden können; denn als ich zum ersten Male Dr. Duchenne's Photographien durchsah und gleichzeitig den dazu gehörigen Text las, wobei ich erfuhr, was darzustellen beabsichtigt worden war, wurde ich von der Wahrhaftigkeit aller,
- ↑ Anatomy of Expression, 3. edit. p. 198.
Charles Darwin: Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1877, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAusdruck.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)