Hermann Gunkel (Übersetzer): Das vierte Buch Esra | |
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- in tiefer Trauer,
- in schwerem Leid,
- in bitterer Klage[1].
- in tiefer Trauer,
8 Jetzt ’ist es wohl Zeit, zu klagen‘[2] — wir sind ja alle ’im Elend‘[3] — und ’betrübt zu sein‘[4] — wir sind ja alle in Trübsal; du aber klagst allein um deinen Sohn! 9 Frage ’aber‘[5] die Erde, sie wird dir’s sagen, daß sie es ist, die über so viele klagen müßte, die auf ihr entsprossen sind. 10 Aus ihr haben wir alle den Anfang genommen, andere werden aus ihr kommen: fast alle aber gehen ins Verderben; ihre Menge wird vernichtet. 11 Wer sollte also mehr klagen: nicht sie, die solche Menge verloren hat? etwa du[6], die du nur um den Einen Leid trägst? — 12 Oder wirst du erwidern: Mein Jammer ist dem der Erde nicht gleich; ich habe meines Leibes Frucht verloren,
- die ich in Mühen gekreißt
- und mit Schmerzen geboren.
- die ich in Mühen gekreißt
13 Der Erde aber ergeht es nur nach ihrer Natur[7]: die Menge, die auf ihr lebte, ist dahingegangen, wie sie gekommen ist. Aber ich entgegne dir: 14 Wie du mit Schmerzen gekreißt hast, ebenso[8] hat auch die Erde im Anfang ihrem Schöpfer ihre Frucht, den Menschen, hervorgebracht. —
- 15 So halte deinen Schmerz zurück
- und ertrage standhaft dein Unglück.
- 15 So halte deinen Schmerz zurück
16 Denn wenn du Gottes Beschlusse Recht giebst[9], wirst du deinen Sohn seiner Zeit wiederbekommen[10] und Ehre haben unter den Weibern. 17 Geh also in die Stadt zu deinem Manne zurück.
Sie sprach zu mir: 18 Das thue ich nicht; in die Stadt gehe ich nicht, sondern hier will ich sterben. 19 Da fuhr ich nochmals fort[11], zu ihr zu reden, und sprach: 20 ’Nein, Weib! nein, Weib!‘[12] so darfst du nicht thun;
- sondern laß dich willig bereden um Zions Unglück,
- laß dich trösten durch Jerusalems Schmerz.
- sondern laß dich willig bereden um Zions Unglück,
21 Du siehst doch, wie
- unser Heiligtum verwüstet ist,
- unser Altar niedergerissen;
- unser Tempel zerstört,
- ’unser Gottesdienst aufgehoben‘[13];
- 22 unsere Harfe in den Staub geworfen,
- unser Jubellied verstummt,
- unser Stolz gebeugt;
- unseres Leuchters Licht erloschen,
- unseres Bundes Lade geraubt;
- unser Heiligtum verwüstet ist,
- ↑ Lat lugete = πενθεῖτε für πενθεῖ τε (Hilg.).
- ↑ Syr Ar¹ nunc autem lugere oportet.
- ↑ Der Wechsel des Ausdrucks im zweiten Gliede beim Lat tristes — contristati macht wahrscheinlich, daß im Urtext auch das erste Glied solchen Wechsel gehabt hat. Der Sinn ist: jetzt ist Trauer wohl am Platze, denn es ist ja eine Zeit der allgemeinen Not.
- ↑ Lat tristes estis = λυπεῖσθε verschrieben für λυπεῖσθαι (Hilg.).
- ↑ Vgl. zu 6,8.
- ↑ τίνα οὖν δεῖ πενθῆσαι μᾶλλον; ἢ οὐχὶ ταύτην ἣ τοιοῦτον πλῆθος ἀπώλεσεν; ἢ σὲ ἣ ὑπὲρ ἑνὸς λυπῇ; v. Wilamowitz.
- ↑ כְּדׅרֵך הָאָרֶץ, d. h. nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge.
- ↑ Das soll doch wohl heißen: mit ebensolchen Schmerzen. Worauf spielt der Verfasser an?
- ↑ D. h. dich ihm fügst; vgl. Ps. Sal. 8,7, auch Luk. 7,35.
- ↑ Das Weib wird das Wort so verstehen, daß Gott ihr einen neuen Sohn schenken würde, durch den sie (als Mutter eines Sohns) wieder zu Ehren kommt. Doch ist das Wort doppeldeutig, vielleicht mit Willen; vgl. die Einleitung S. 344.
- ↑ Vgl. zu 9,41.
- ↑ Syr nequaquam mulier, nequaquam mulier.
- ↑ Syr et ministerium nostrum abolitum.
Hermann Gunkel (Übersetzer): Das vierte Buch Esra. Mohr Siebeck, Tübingen 1900, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/57&oldid=- (Version vom 30.6.2018)