Zum Inhalt springen

Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/70

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nimm zu dir Saraja[1], Dabria[2], Selemia[3], Ethan[4] und Asiel[5], diese fünf Männer, denn sie verstehen[6] schnell zu schreiben, 25 und dann komm hierher. So will ich in deinem Herzen die Leuchte der Weisheit entzünden, die nicht erlöschen wird, bis zu Ende ist, was du schreiben sollst. 26 Wenn du aber damit fertig bist, so sollst du das Eine veröffentlichen, das Andere aber den Weisen im Geheimen übergeben[7]. Morgen[8] um diese Zeit sollst du mit Schreiben beginnen.

Esras letzte Worte.[9]

27 So ging ich hin, wie er mit befohlen, versammelte alles Volk und sprach: 28 Höre, Israel, diese Worte: 29 Unsere Väter sind am Anfang Fremdlinge in Ägypten gewesen und von dort erlöst. 30 Da empfingen sie das Gesetz des Lebens, aber hielten es nicht; und auch ihr nach ihnen habt es übertreten. 31 Dann ward euch das Land zum Erbe gegeben im Gebiete von Zion; aber ihr und eure Väter thatet Sünde und bliebt nicht auf den Wegen, die euch der Höchste befohlen. 32 Weil er aber ein gerechter Richter ist, nahm er euch zu seiner Zeit wieder, was er geschenkt. 33 Und nun seid ihr an diesem Ort, und eure Brüder[10] sind noch tiefer im Lande drinnen[11].

34 Wenn ihr also euren Trieben Befehl gebt
und eure Herzen in Zucht nehmt[12],
so werdet ihr zu Lebzeiten bewahrt bleiben
und nach dem Tode Gnade erlangen.
35 Denn es giebt ein Gericht nach dem Tode,
wann wir zu neuem Leben gelangen;
da wird der Name der Gerechten kund,
der Frevler Thaten werden offenbar. —

36 Zu mir aber komme niemand; man soll mich vierzig Tage lang nicht suchen.

Die Wiederherstellung der heiligen Schriften.

37 So nahm ich die fünf Männer mit mir, wie er mir befohlen; wir gingen aufs Gefilde und blieben daselbst. 38 Am folgenden Tag aber, horch, da rief mir eine Stimme zu also:

Esra, thu den Mund auf
und trinke, womit ich dich tränke!

39 Da that ich den Mund auf, und sieh, ein voller Kelch ward mir gereicht; der[13] war gefüllt wie von Wasser, dessen[14] Farbe aber dem Feuer gleich war[15]. 40 Den nahm ich und trank; und als ich getrunken,

entströmte meinem Herzen Einsicht,
meine Brust schwoll von Weisheit[16],
meine Seele bewahrte die Erinnerung[17].

41 Da that sich mir der Mund auf und schloß sich nicht wieder zu. 42 Der Höchste aber gab den


  1. Syr Saria שְֹרָיָה Σαραίας (Hilg.).
  2. Vgl. דִּבְרִי Δαβρία (Hilg.).
  3. שָׁלֶמְיָה Σαλεμίας (Hilg.).
  4. Lat Ethanum אִיתָן, Syr Arm Elkana אֶלְקָנָה Ἐλκανα.
  5. עֲזִיאֵל (Hilg.).
  6. עָתִיד.
  7. Nach dem Vorbilde des Mose.
  8. לְמָחָר.
  9. Nach dem Vorbilde des Mose, Dt. 27-31.
  10. Die 10 Stämme im Land Arzaret; vgl. 13,41ff.
  11. ἐ̓̔νδότερον ὑμῶν (Hilg.).
  12. παιδεύσητε Volkmar; vgl. Ps. 16,7.
  13. hoc bezieht sich auf ποτήριον.
  14. Des Wassers.
  15. Der Becher ist voll des heiligen Geistes; Esra wird inspiriert.
  16. Diese Worte sind eine schöne und deutliche Beschreibung des Zustands im πνεῦμα τῆς σοφίας.
  17. Während sich sonst Pneumatiker der Gedanken und Worte, die ihnen „im Geist" gekommen sind, nach der Ekstase häufig nicht wieder zu erinnern vermögen, hat Esra im Geiste Bewußtsein und Erinnerung nicht verloren. Der Verf. weiß offenbar über das πνεῦμα gut Bescheid.
Empfohlene Zitierweise:
Hermann Gunkel (Übersetzer): Das vierte Buch Esra. Mohr Siebeck, Tübingen 1900, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DasVierteBuchEsraGermanGunkelKautzsch2.djvu/70&oldid=- (Version vom 30.6.2018)