Seite:Das Gold der Najade.pdf/3

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Selten nur verirrt sich ein Schiff in diese Gegend. Die Zeiten, wo Kerguelenland eine beliebte Station für die Walfischfänger war, sind längst vorüber. Die sinnlose Habgier der Menschen, die den Riesensäugetieren des Meeres mit allen Mitteln, schließlich sogar mit Harpunengeschützen, nachstellten, um den begehrten Tran zu tausenden von Tonnen zu gewinnen, diese Habgier hat die Wale auch in den Südpolargebieten so gut wie ausgerottet. Jetzt erscheinen in den Gewässern um den Archipel jährlich nur für wenige Monate einige Fischdampfer, die einer französischen Gesellschaft gehören, der ihre Regierung die Fanggründe um Kerguelenland verpachtet hat. Während dieser Monate beleben sich die Kanäle zwischen den Inseln und Klippen mit Booten, die riesige Netze schleppen oder auf denen geübte Leute mit Harpunen oder Büchsen, die mit Explosivkugeln geladen sind, den hier heimischen, mächtigen Vertretern des Robbengeschlechts, besonders den Seeelefanten, zu Leibe gehen. Sind die Fischdampfer nach zumeist nur zweimonatiger Anwesenheit, während der Laichzeit der Fische Mai und Juni, wieder verschwunden, dann liegt die Inselgruppe, die eine Fläche von rund 4000 Quadratkilometer bedeckt, abermals einsam und verlassen wie früher da. Nur das Geschrei der Vögelschwärme, die auf den Uferfelsen nisten, erfüllt die Luft, nur das Toben der Brandung mengt sich in dieses mißtönende Konzert und das klagende Brüllen der dem großen Morden entgangenen Seeelefanten, die die Gestade nach ihren Verwandten, den Opfern menschlicher Gewinnsucht, absuchen. –

Die Brise hatte gegen die siebente Morgenstunde aufgefrischt und die Nebelmassen ins Innere von Kerguelenland zurückgedrängt, wo die grauen Gebilde jetzt um die gletscherstarrenden Gipfel des Richards-Berges hingen, als wollten sie sich hier in letzter Abwehr an den zackigen Schroffen und weißleuchtenden Eisgebilden anklammern.

Von Nordwest her war diese langsame Entschleierung des Archipels von Bord eines großen Dampfers

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)