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die Tote ebenfalls, – natürlich keine Tote, sondern eine … zurechtgemachte Tote – sehr geschickt …! Als Winter dann hier seine Rolle als Ermordete gespielt hatte, führte er auch die zweite Rolle genau so raffiniert durch: als Toter!“

„Mein Gott – das ist ja unmöglich!“ entfuhr es mir …

„Nein, Tatsachen sind’s, Herr Hubert … Denn wir haben Winter beobachtet …“

„Aber – – aber die Halswunden – – das Blut …!“

„Schminke – rote Farbe … nichts weiter … Die rote Farbe hat Winter nachher sauber weggewaschen …“

„Unmöglich!“ stammelte ich wieder …

Ich war wie vor den Kopf geschlagen …

„Herr Hubert, Sie können sich schon darauf verlassen: es ist so! Es war ein freches Spiel, das Winter mit Ihnen trieb … Nur – den Zweck durchschauen wir noch nicht völlig …“

„Ich gewiß nicht! Ich war Winter bis vor wenigen Tagen ein Fremder! Weshalb also …“

„Oh – mein Freund und ich haben schon andere Dinge aufgeklärt, noch verzwicktere, Herr Hubert, noch gefährlichere … Vorläufig nehmen wir an, daß Winter Ihnen hier am Pavillon damals nachts eine Falle gestellt hat … Er lockte Sie hierher … Er hatte in seiner Verkleidung als „tote Frau“ ein langes indisches Dolchmesser bereit … Ich sagte ja schon: eine Nachteule schrie! Ich!! – Was ich nicht sagte: ich raschelte in den Büschen unterhalb der Terrasse, und mein Freund lag auf dem Pavillondach. Zu einem Dolchstoß wäre es nicht gekommen. Ebensowenig nachher vor der Laube hinten im Garten …“

Ich war vollständig verwirrt … So verwirrt, daß ich nur fühlte, wie mir der kalte Schweiß über das Gesicht perlte …

Und stockend fragte ich:

„Wer sind Sie, meine Herren?!“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)