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W. K. Abel: Das Neueste über die Marskanäle. In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 1. Bd., S. 105–110

einzutreten pflegt. Diese Verdoppelung der Kanäle, die im Fernrohr als zwei parallel zueinander verlaufende gleichmäßige Striche erkennbar sein soll, hat die Astronomen zu den mannigfaltigsten Schlußfolgerungen verleitet, zu Schlußfolgerungen, die sogar soweit gehen, daß der Mars von intelligenten, uns Menschen ähnlichen Wesen bewohnt sein müsse. Aus der großen Anzahl von Gelehrten, die zu diesem Thema das Wort ergriffen und ihre Ansichten in dicken Werken festgelegt haben, seien hier nur einige herausgegriffen.

Zunächst Schiaparelli selbst als der Entdecker der Marskanäle. Er hält sie für Produkte der natürlichen Entwicklung des Planeten, ähnlich wie der Englische Kanal, die Straße von Gibraltar und der Kanal von Mosambik auf der Erde. Dagegen glaubt der französische Astronom Flammarion diese Kanäle als ein zum Zwecke gleichmäßiger Wasserversorgung von intelligenten Wesen hergestelltes Kanalsystem deuten zu müssen. Flammarion ist es auch, der am lebhaftesten die Ansicht vertritt, daß es auf dem Mars uns Menschen ähnliche Geschöpfe geben müsse. Seine Ansicht verteidigt er unter Hinweis auf die auffällige Verdoppelung der Marskanäle, die nur den einen Schluß zulasse, daß diese so genau parallel laufenden Wasserwege von denkenden Wesen zu besonderen Zwecken hergestellt seien. Ähnlich urteilt der Astronom Brenner. Nur nimmt dieser an, um die Schwierigkeiten, die in der Annahme der Herstellung von tiefen Kanälen von 20 bis 300 Kilometer Breite liegen, zu vermeiden, daß die Marsbewohner in kleinerem oder größerem Abstande parallele Dämme aufgeführt hätten, um so trockene Landstrecken zu bewässern. Die Hauptsache aber: sowohl Flammarion wie Brenner schließen aus den Marskanälen auf die Existenz von intelligenten Wesen auf diesem Planeten. Einen weiteren Beweis für das Bewohntsein des Mars können aber auch sie nicht erbringen.

In den letzten Jahren ist nun die Entdeckung Schiaparellis verschiedentlich sehr eingehend nachgeprüft worden, und das Resultat ist ein recht niederschmetterndes. Erwähnt muß hier

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W. K. Abel: Das Neueste über die Marskanäle. In: Bibliothek für Alle, 4. Jahrgang, 1. Bd., S. 105–110. Verlag der Bibliothek für Alle, Dresden 1912, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Neueste_%C3%BCber_die_Marskan%C3%A4le.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)