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darüber, ob Holger Jörnsen noch lebte. – Wie Samuel und Manuel sich ihr Leben als vielfache Millionäre ausmalten, war zum Lachkrämpfe bekommen … Selbst Gerda, die sehr unter dieser Haft litt, preßte mir häufig den Arm, wenn der Bengel Manuel ganz ernsthaft erklärte, er würde sich einen ganzen Harem … kaufen … kaufen! Sobald Samuels Nachttrunk dann zu wirken begann, begannen sich die schwarzen Gentlemen zu zanken, warfen sich gegenseitig Mogeln vor und machten derartigen Krach, daß die Deckwache erschien und den Bengel Manuel mit einem Tauende verdrosch … – Übrigens hatte dieses ganze Elitegesindel vor dem weißen Kapitano jetzt einen ungeheuren Respekt. Zweimal brüllte dieser Kerl dem Koch von Deck einen Befehl zu, – das war alles, was wir während dieser Zeit von ihm hörten.

Genug hiervon. Übergehen konnte ich diese Einzelheiten nicht. Noch weniger darf ich’s mit dem, was Gerda allein betrifft.

Gerda, – – fragen durfte ich nichts … Und sie?! Von Stunde zu Stunde hoffte ich, daß sie den geheimnisvollen Schleier, der sie umgab und den ich beständig spürte, wenigstens etwas lüften würde … Nichts geschah. Und doch: Kleinigkeiten gaben mir noch mehr zu raten! Als ich einmal aus einer trüben Stimmung heraus sehr ernst die Befürchtung äußerte, Boche Boche sei von den Schwarzen erschlagen worden, brach Gerda in Tränen aus und wimmerte kaum verständlich: „Dann … will … auch ich … sterben …!“ – „Du, Gerda, sterben …?! Boche Boche ist dir fremd, und die Jörnsens sind für dich Feinde, mithin auch eigentlich Boche Boche …

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)