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Mähnenrobben … Wenigstens etwas Lebendes. Stumpfsinnig glotzen die Tiere herüber.

Ich habe mich erholt. Die frische, kühle Luft hier im Freien ist doch besser als Kognak.

Ich lächle ehrlich … Leichen – nur Leichen?! Arme Kerle, ihr werdet mir nichts anhaben … Ihr werdet nie mehr meutern, nie mehr Piraten spielen und nie mit Gold beladen heimkehren! Was euch schon in Punta Garras durch die Kugeln der Pickelhauben zugedacht gewesen, hat euch nun hier erwischt …

Ich mustere die stumme Gesellschaft …

Die neben den Toten liegenden Becher und der verschüttete Kaffee, der als braune Lachen auf dem hellen Deck schimmert, lösen dieses Rätsel.

Gift!! Ohne Zweifel Gift!! Und es muß fast blitzartig gewirkt haben …!

Ich schreite zwischen den Toten hindurch nach vorn … Hier oben habe ich neun Leichen gezählt. Vorn in der Back, in Boche Boches und meinem Kajütchen, liegen weitere drei …

Dann nach achtern …

Was werde ich dort finden?

Sollten auch die Jörnsens wirklich tot sein, auch mein Kamerad?

Meine Schritte werden immer zögernder …

Die Tür des Heckniedergangs ist offen …

Auf der Treppe, Kopf nach unten, ein toter Mestize … Ich drücke mich an ihm vorüber. In der Kajüte ein zweiter Mestize, am Tisch zusammengesunken … in der Rechten noch den Aluminiumbecher, den seine Finger im Todeskrampf wie Pappe zusammengedrückt haben … Der Kaffee ist über eine Seekarte der Südspitze Amerikas geflossen …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)