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die Kohlen: diese springen umher und zünden da, wo sie sonst nicht gewirkt lätten.“

     Dorf Wiesenthal in der Rhön.

Frieda Freiin von Bülow.


b) Umschau, Nr. 190.
Zur Frauenemancipation. Eine Anwort an Herrn Dr. Möbius.[1]
Von Eugenie Hennig.

Es ist eigenartig, dass jede neue, die Menschheit bewegende Frage sich gewissermaassen in Pendelschwingungen auszutragen scheint: Nach erfolgtem Anstoss schiesst anfänglich die in Bewegung gesetzte „Frage“ weit übers Ziel hinaus: dann erfolgt der Rückschlag, der ebenfalls weit über den richtigen Punkt hinausgeht, diesmal aber rückwärts, und so gehts, allmählich schwächer werdend, hin und her, bis endlich zuletzt der Stillstand erfolgt; niemals aber, und das ist das Tröstliche bei diesem scheinbar nutzlosen Hin- und Herpendeln, ohne dass der Culturzeiger in der Geschichte der Menschheit wieder um ein Weniges vorwärts gerückt wäre.

Auch die Frauenfrage bewegt sich in dieser Art, und so gewiss die anfänglichen Emancipationsgelüste Einzelner weit übers Ziel hinausschossen, so gewiss geht auch der Rückschlag wieder zu weit, wie ihn Herr Dr. Möbius und seine Gesinnungsgenossen vertreten. Moderata Fonte wollte beweisen, dass die Frauen die Männer übertreffen, Herr Dr. Möbius schreibt im Gegensatz dazu ein Buch über „den physiologischen Schwachsinn des Weibes.“ Meines Erachtens zeigt es einen grossen Mangel an objectivem Betrachten, wenn ein Geschlecht das andere herabzusetzen sucht, um das eigene als das bessere oder höhere hinzustellen, denn bei aller natürlichen Verschiedenheit der Geschlechter ist doch eins genau so viel werth und genau so unentbehrlich für die Gesamtheit wie das andre, und es ist daher geradezu lächerlich, von einem besseren oder einem minderwerthigen Geschlecht


  1. In Nr. 33 der „Umschau“ vom 10. VIII. 1901 hatte die Redaction u. a. geschrieben:
    Im Jahre 1899 erschien in Nr. 26 und 27 der „Umschau“ ein Aufsatz von Herrn Dr. Möbius „Ueber einige Unterschiede der Geschlechter“, der grosses Aufsehen machte und naturgemäss bei den Frauen grossen Widerspruch hervorrief; wir erhielten viele Zuschriften, von denen wir der Objectivität wegen, d. h. um der „Gegenpartei“ auch das Wort zu gönnen, gern einige veröffentlicht hätten, die aber – es sei offen herausgesagt – alle so schwach waren, dass wir sie unsern Lesern nicht hätten zumuthen können. – Später publizierte Herr Dr. Möbius ein selbständiges Buch unter dem Titel „Der physiologische Schwachsinn des Weibes“, in dem er die Gedanken jenes Aufsatzes noch weiter ausführt. Auch jenes Buch wurde viel gelesen und fand natürlich grossen Widerspruch beim anderen Geschlecht. –
Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)