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ist. Aus der Ueberschwänglichkeit der Schreibart, aus der Vorliebe für starke Ausdrücke, aus der Nachahmung der Manier Nietzsche’s und aus anderen Anzeichen schliesse ich, dass die Verfasserin, als sie das Buch schrieb, recht jung gewesen ist. Ich billige durchaus nicht alles, was sie sagt, auch nicht, wie sie es sagt, aber sie ist „eine Natur“ in Goethes Sinne und sie hat mit ungewöhnlichem Scharfsinne den Kern der Sache erfasst. Sie hat eingesehen, dass der Aufruhr der Weiber (das Streben nach Gleichheit mit dem Manne) das Verderben des Weibes ist, dass das dritte Geschlecht (die Emancipirten) das Gute des Weibes verlieren und das Gute des Mannes nicht gewinnen, dass das echte Weib zu allen Zeiten dieselbe ist, und dass jeder andere weibliche Beruf als der der Mutter ein kümmerlicher Nothbehelf ist. Der poetische Geist der Verfasserin lässt sie den Triumphgesang des Weibes anstimmen und mit den Worten schliessen: Gebenedeiet sei das Weib! Die Lobpreisung lässt sich wohl hören, und auch ich bin der Meinung, dass im Weibe etwas Göttliches sei, wenn ich es auch nicht mit der Verfasserin im Bewusstsein des Weibes finde. Nun frage ich, warum habe ich bisher nie eine Silbe über das Buch der Elsa Asenijeff gehört, warum ist es in all den Büchern und Broschüren, die ich gelesen habe, nie erwähnt worden, warum hat Niemand es bei den Streitigkeiten wegen meines Aufsatzes citirt? Mir scheint, es seien die gelehrten Damen den männlichen Gelehrten schon so nahe gekommen, dass sie das Todtschweigen gelernt haben, und wenn es so ist, so haben sie einen guten Theil des Weges schon hinter sich. Nur den Ausdruck „das dritte Geschlecht“ hat einer sich angeeignet, und er hat, wie ich höre, damit gute Geschäfte gemacht.

Von medicinischer Seite her bin ich getadelt worden, weil ich mich gegen die weiblichen Aerzte tolerant gezeigt habe. Ich bleibe aber bei meiner Meinung: Man soll die Sache nicht begünstigen, den einzelnen Mädchen aber, die Medicin studiren wollen, nichts in den Weg legen. Wie ich früher gesagt habe, wird im Gegensatze zu mechanischen Bewegungen diese Bewegung um so eher aufhören, je geringer die Reibung ist. Einen Beleg für meine Auffasung finde ich in der New Yorker medicinischen Monatschrift vom Januar 1902. Dort (p. 42)

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)