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selbständiger ist es. Einen Zwischenzustand zwischen dem rein Instinktiven und dem klar Bewussten nennen wir Gefühl. Aus Gefühl handeln, aus Gefühl etwas für wahr halten, heisst, es halb instinktiv thun. Der Instinkt hat grosse Vorzüge, er ist zuverlässig und macht keine Sorgen; das Gefühl nimmt zur Hälfte an diesen Vorzügen theil. Der Instinkt nun macht das Weib thierähnlich, unselbständig, sicher und heiter. In ihm ruht ihre eigenthümliche Kraft, er macht sie bewundernswerth und anziehend. Mit dieser Thierähnlichkeit hängen sehr viele weibliche Eigenthümlichkeiten zusammen. Zunächst der Mangel eigenen Urtheils. Was für wahr und gut gilt, das ist den Weibern wahr und gut. Sie sind streng conservativ und hassen das Neue, ausgenommen natürlich die Fälle, in denen das Neue persönlichen Vortheil bringt, oder der Geliebte dafür eingenommen ist. Wie die Thiere seit undenklichen Zeiten immer dasselbe thun, so würde auch das menschliche Geschlecht, wenn es nur Weiber gäbe, in seinem Urzustande geblieben sein. Aller Fortschritt geht vom Manne aus. Deshalb hängt das Weib vielfach wie ein Bleigewicht an ihm; sie verhindert manche Unruhe und vorwitzige Neuerung, sie hemmt aber auch den Edlen, denn sie vermag das Gute vom Bösen nicht zu unterscheiden und unterwirft schlechtweg alles der Sitte und „dem Sagen der Leute“. Der Mangel an Kritik drückt sich auch in der Suggestibilität aus. Der Instinkt herrscht nicht wie beim Thiere fast ganz allein, sondern er ist mit individuellem Denken verbunden, dieses aber ist nicht kräftig genug, allein zu gehen, muss sich auf fremdes Denken stützen, das Voreingenommenheit, Liebe oder Eitelkeit als vertrauenswerth erscheinen lassen. So ergiebt sich der scheinbare Widerspruch, dass die Weiber als Hüterinnen alter Sitte doch jeder Mode nachlaufen, conservativ sind und doch jede Absurdität aufnehmen, sobald geschickt suggerirt wird. Mit der Ablösung vom ursprünglich Instinktiven, mit dem Ichwerden und dem Wachsen des individuellen Denkens wächst zunächst der Egoismus, oder richtiger, das seiner Natur nach egoistische Einzelwesen, das, solange es nur seinen Trieben gehorcht, unbewusst auch zum Vortheile der Anderen handelt, wird, wenn es anfängt zu

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)