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monstrant. Dann sind die Nationen am beklagenswertesten, deren Frauen am meisten auf den Schwindel hereingefallen sind.

Man werfe nicht ein, dass bei der Ueberzahl der Mädchen doch nicht alle heirathen und diesen daher nur die gelehrten Berufe übrig bleiben, um sich Brot und Existenz zu schaffen. Nun, die Mädchen, die sich selbst durchschlagen müssen, werden wohl nie dazu die gelehrten Berufe ergreifen, und es wäre ein dankbares Feld für die Frauenbestrebungen, diesen neue Bahnen zu weisen und sie zu unterstützen. Wäre es nicht ein dankbares Feld für die moderne Frau, einen energischen Kampf zu beginnen gegen die erniedrigenden Standesvorurtheile, die die „Dame“ – nämlich die nichtsthuende – so himmelhoch erhebt über die Arbeiterin ihres Geschlechts; ich meine nicht einmal Fabrikarbeiterin! Aber dann müsste die moderne Frau solchen Kampf bei sich selbst anfangen, bei ihrem Benehmen, in ihrem eigenen Hause und z. B. schon ihr Dienstmädchen achten, die im stande ist und den Willen hat, sich selbst ihr Brod zu verdienen. Auch hierin werden sich ja die Zeiten ändern, aber an dieser Aenderung wird die Frauenbewegung keinen Antheil haben.

Gerade in diesen Tagen erschien eine Statistik über die ca. 350 weiblichen Studenten der Berliner Universität im Sommer 1901 aus weiblicher Feder. Den Berufen der Väter war nachgeforscht. Die Damen stammten sämmtlich aus gutsituirten Familien, die es „eigentlich nicht nöthig haben".

Es ist merkwürdig, dass eine so alltägliche Erfahrung, wie sie Möbius des näheren bespricht, bei ihrer öffentlichen Erörterung so viel Gegnerschaft finden kann. Gewiss liegt es zum Theil an den von mir eben erwähnten Umständen. Aber Kritiken, wie sie Möbius erfahren hat, liest man selbst bei den grössten litterarischen Fehden nicht – aus männlicher Feder. Im Anhange hat der Verfasser mehrere gegnerische Kritiken veröffentlicht, darunter etliche weibliche, wahrscheinlich, wenn er es auch halb leugnet, als willkommenen Beweis für seine Behauptung; jedenfalls sind sie eine glückliche Ergänzung.

Die inhaltreiche Abhandlung verdient ihres guten Zweckes wegen die weiteste Verbreitung. Die Männer mögen sie cum grano salis geniessen, von den Frauen empfehle ich sie nur den ganz klugen: die werden ihr Recht geben.

A.


Die Heilkunde, II. Jahrgang, Nr. 3, 1901.

Der Titel der Schrift sagt deutlich ihren Inhalt. Ob Möbius Recht hat, das Weib als physiologisch schwachsinnig zu bezeichnen, kann wohl niemand besser beurtheilen, als der ärztliche Practiker, der als Hausarzt und Familienrathgeber alle jene Beziehungen kennen lernt, die in der Ehe so recht den Gegensatz zwischen Mann und Weib zur Anschauung bringen. Und ist er gar selbst Ehegatte, dann spricht eigene Erfahrung auch mit ein Wort zu Gunsten der Anschauung von Möbius. Darum versäume es kein

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/85&oldid=- (Version vom 31.7.2018)