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Gang mitten unter der Stadt hin. Vor etwa 100 Jaren giengen 3 Überlinger Knaben Namens Nepomuk Hehl, Josef Kimmacher u. Student Spiegler in der Absicht, den unterirdischen Schaz zu suchen, mit brennenden Wachskerzen durch disen Torborgen, der damals noch offen war, in den Gang, schritten immer weiter vorwärts u. gelangten nach langem Wandern, als sie nach irer Schäzung etwa unter dem Münster waren, an ein großes Gewelbe, welches mit einem schweren Eisengitter verschloßen war u. vile eiserne Kisten enthielt. Um die Gegenstände beßer zu sehen, hielten sie die brennenden Kerzen durch das Gitter. Da erblickten sie einen aus Stein gemeißelten Ritter mit erhobener Waffe, wie wenn er als Wächter hier aufgestellt wäre. Erschroken bebten die Vorwizigen zurük, da erloschen ire Liechter u. Dunkelheit herschte ringsum. Die Bürschlein fürchteten sich nun ser, sie schrien um Hülfe, aber vergebens. Sie wollten umkeren, fanden jedoch den Rükweg nicht mer, verirrten sich u. tappten nun, mit den Händen an den Wänden tastend, weiter u. weiter, biß sie nach stundenlangem Irrgange einen Schimmer in der Ferne warnamen. Sie giengen der Helle nach u. erreichten den Ausgang aus irem unterirdischen Gefängnisse, welcher – wie sich zeigte – im ehemal. Garten des Kapuzinerklosters am See sich befand. Ein Kapuziner machte nemlich gerade zu diser Stunde einen Spaziergang im Klostergarten; da hörte er zu seinen Füßen ein Hilfgeschrei, als ob es aus der Erde käme, erwartungsvoll hob er eine Steinplatte auf; da krochen die 3 Knaben todesbleich, voll Spinngeweb, Staub u. Moder aus dem Boden heraus. Auf Befragen erzälten sie dem erstaunten Mönch ire Abenteuer. Einer der Knaben, der Student Spiegler, starb nach einigen Tagen infolge diser Erlebnisse, wärend die beiden andern sich von irem Schrecken bald wider erholten. Noch heute erzälen deren Nachkommen von disem Besuche in der Unterwelt Überlingens (mündlich).

UEBERLINGEN THEODOR LACHMANN     


BESEGNUNGEN
I
ZAUBERSEGEN AUS DEM ELSASZ

Nachfolgende zwei Zaubersegen, wol im Anfang vorigen Jarhunderts auf lose Blätter geschriben – der eine zeigt die Zal 1727 – stammen aus dem elsaeßischen Dorfe Hindisheim, Kreis Erstein, wo sie als teueres Heiligtum in hohen Eren gehalten und von Geschlecht auf Geschlecht vererbt wurden.

Der Diebssegen ward in lezter Zeit nicht mer angewandt, doch war man beruhigt, ein so heilkräftiges Mittel im Hause

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XVI. Hanstein, Bonn 1888, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XVI_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)