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wo dies allerdings nicht ausdrücklich ausgesprochen ist; doch wen ruft ein unschuldig Verurteilter, der keine Hilfe, nur den erbarmungslosen Tod vor sich sieht, in seiner letzten Not wol als Zeugen seiner Unschuld an, wenn nicht Gott?

Also aus drei bestimmt abgegrenzten bekannten Bestandteilen ist die Sage von den Ahornhäusern zusammengeschmolzen. Dem ersten von ihnen, der gestörten Hexenversammlung begegnen wir vielfach. Ich habe ihn absichtlich nur durch zwei landschaftlich naheliegende Beispiele belegt. Er ist die verhältnismäßig bedeutungsloseste und nebensächlichste Zutat. Sie hat, wenn sich nicht vielleicht noch ein Hexentanzplatz in der Nähe der Ahornhäuser nachweisen lässt, am wenigsten unmittelbare Beziehung zum Kern der Sage.

Auch der zweite Teil, die Befragung der Geister, ist nebensächlich, jedoch gewinnt er Bedeutung als Zeugnis für die Faustsage. Allerdings kann von der freien Faustsage hier nicht die Rede sein, vielmehr kann sie nur in bestimmter längst festgestellter Fassung hier eingedrungen sein. Die Erfurter Geschichten finden sich zuerst im Faustbuche von 1589. Volksbücher, unter ihnen der Faust, sind auch auf dem Schwarzwald, besonders als notwendige Winterunterhaltung, immer verbreitet gewesen. Doch gerade das Volksbuch weist eine abweichende Fassung auf, indem der eine befragte Teufel hier erklärt, er sei so schnell wie ein Pfeil, während er in der Sage rühmt so schnell zu sein wie die Kugel aus dem Rohr. Dieser letztere Zug kommt nur im Faustspiel vor. Und wenn auch anzunehmen ist, dass die Büchsenkugel aus dem Pfeil hervorgegangen ist, so braucht dies, da wir in dem Geißelbrechtischen Puppenspiel einem bestimmten literarischen Zeugnis gegenüberstehen, nicht gerade in unserm Falle geschehn zu sein. Das Faustspiel ist zweifellos auch in hiesige Gegend gelangt und hat mit seinen anziehenden Zaubergeschichten die Phantasie der Hörer befruchtet. Namentlich konnte die höchst anziehende und einleuchtende Szene von der Befragung der Geister sich im Gedächtnis leicht festsetzen.

Im dritten Teil der Sage haben wir offenbar den eigentlichen Kern zu erblicken. Zunächst gab der Ahorn Ursache zur Anknüpfung einer Baumsage, und zwar am leichtesten des Stabwunders. Ob nun dieser Grundbestandteil der Sage ursprünglich den Ahornhäusern bei Neustadt oder aber dem

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)