Seite:De Alemannia XXIV 176.jpg

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und lange weiße Strümpfe ab, legte sich beide über die Achsel und lief so barfüßig bis nach Speier. Vor der Stadt angelangt, zog er sie wieder an. So hielt er als gemeiner Reichsstand seinen Einzug in Speier mit seinem höchsteigenen Fuhrwerk – per pedes Apostolorum. Das zog ihm den Beinamen „Buchauer Apostel“ zu, welcher ihm fortan blieb. In gleicher Weise trat er auch wieder den Rückweg an. Ein Augenzeuge, ein Graf von Montfort, der sich eben in Buchau aufhielt, traf ihn so sich der Stadt nähernd, wo er eben seine Fußbekleidung wieder anlegte.


EINE ALTE KIRCHENBAUSAGE.
VON
PAUL BECK,
RAVENSBURG.

Bei älteren Kirchenbauten begegnet man hin und wieder der Volkssage, der Kalk sei beim Bauen mit Wein angemacht worden, wodurch manche die Größe und Festigkeit dieser alten Bauten zu erklären suchten. Da eine solche Verwendung des Weines nun im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, so fragt sichs, woher denn wol diese Volkssage kommt. Einfach daher, dass meist zu Belebung des Eifers der fröhnenden und bauenden Arbeiter, wenigstens in Weingegenden Wein gespendet wurde, woraus sich die fragliche volkstümliche Redensart erklärt. So kostet nach der Ueberlieferung der Bau der schönen und von massiven Quadersteinen errichteten Kirche zu Liebenstein nur 900 fl. an Geld, wozu allerdings für die Maurer und Steinhauer, bekanntlich große Liebhaber von Fluidis, zwischen 60 und 70 Eimer Wein verabreicht wurden. Anderswoher verlautet, dass im Jahre 1529 in Schwaben infolge der Herbstkälte ein so saurer Wein gewachsen sei, dass man solchen hernach entweder hinweggegossen oder zum Kalkanmachen gebraucht habe.

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXIV. Hanstein, Bonn 1897, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXIV_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)