Seite:De Alemannia XXIV 189.jpg

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mache soll un hot seiⁿ Kuh un seiⁿ Rind nausgbunne an die Riwe, dass se devuuⁿfresse solle. Un bis der de annere Taag nauskummen isch, hewwe se sich schun halwer in die Riwe neiⁿgfresse ghatt, un am dritte Taag hot nix meh rausgeguckt wie d Schwänz. Un wie er widder nauskummen isch, nocht hot er gaar nix meh geseh. Nocht hot ers halt geh glosst un nooch e Poor Johr hat er sich miit de Berjer vom Lǒfeld broote was mer do mache muss. Un do sen se naus mit Gscherr un hewwe die Riwe ausenannergschpalte un hewwe aus der Riwe sechs Schtier, zehⁿ Kiih, fufzehⁿ Rinner un e Meng Reiblin rausgtauⁿ, sou hot sich des Vieh dodrinn vermehrt ghatt, dass er en reicher Mann worren isch.


ANZEIGEN UND NACHRICHTEN.

Wilh. Borchardt. Die sprichwörtlichen Redensarten im deutschen Volksmunde nach Sinn und Ursprung erläutert; 2. völlig umgearbeitete Auflage, herausgegeben von Gust. Wustmann. Leipzig, Brockhaus, 1894. X, 534 S. 8° – 6 M.

Unsere wissenschaftlichen Hülfsmittel schweigen sich aus über unsere sprichwörtlichen Redensarten; wenn die Philologie, besonders die Sprachwissenschaft Begriffe wie Volkslied, Volkskunde in Verruf getan zu haben scheint, so ist Beschäftigung mit einer solchen Aufgabe gewiss nicht zeitgemäß. – So klagt Wustmann, der Neubearbeiter von Borchardts Buch, und seine zu zahm gehaltenen Vorwürfe gegen unsere Wörterbücher werden Niemanden überraschen, der in den Dingen drinnen steht. In der Tat ist die Sprachwissenschaft jenen Redensarten fast ganz aus dem Wege gegangen. Wollen wir die Gründe dafür suchen, so dürfte wol hervorzuheben sein, dass bisher die Deutung der Redensarten vielfach auf Mythen zurückgreift, die mit geschichtlicher Wahrheit nichts zu tun haben. Hat unsere Sprachwissenschaft wesentlich geschichtliche Aufgaben zu lösen, so entzieht sich die Deutung zahlreicher Redensarten jeder Untersuchung – solange wir nicht über hinlängliches Belegmaterial aus den verschiedenen Jahrhunderten verfügen, und wie oft versagt da die Hauptquelle, aus der wir alle Belehrung in erster Linie schöpfen möchten,

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXIV. Hanstein, Bonn 1897, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXIV_189.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)