Seite:De Arndt Mährchen 1 017.jpg

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nicht von sich, und ihm war so zu Muthe, daß er sich hätte ein Leid anthun können von wegen seiner Tochter und von wegen des Schimpfes, den sie auf das ganze königliche Haus gebracht hatte. Und als er sich besann und wieder zu sich kam und die ganze Schande bedachte, worein er gerathen war durch seine Tochter, da ergrimmte er in seinem Herzen, und ließ die schöne Svanvithe holen und schlug sie hart und zerraufte ihr Haar, und stieß sie dann von sich, und befahl seinen Dienern, daß sie sie hinausführten in ein verborgenes Gemach, daß seine Augen sie nimmer wieder sähen. Darauf ließ er in einem mit dichten Mauern eingeschlossenen und mit dunklen Bäumen beschatteten Garten hinter seinem Schlosse einen düstern Thurm bauen, wo weder Sonne noch Mond hinein schien, da sperrte er die Prinzessin ein. Der Thurm, den er hatte bauen lassen, war aber sehr fest und dicht und hatte nur ein einziges kleines Loch in der Thüre, wodurch ein wenig Licht hineinfiel und wodurch der Prinzessin die Speise gereicht ward. Es war auch weder Bett noch Tisch oder Bank in dem traurigen Gefängniß, sondern auf harter Erde mußte die liegen, die sonst auf Sammet und Seiden geschlafen hatte, und baarfuß mußte die gehen, die sonst in goldenen Schuh[en] geprangt

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_017.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)