Seite:De Arndt Mährchen 1 114.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wohlgefallen, daß ihm das Herz zitterte; aber er bedachte zugleich, daß er der Sohn eines Dorfschulzen und sie eine Königstochter war, und schlug sich bei diesem Gedanken vor die Stirn und rief: Klas, Klas, wo willst du hin in deiner Thorheit? hier hilft dir dein Grad dör zu nichts. Denn Klas war bei allen seinen großen Thaten immer seiner Jugend eingedenk geblieben und war immer herzlich demüthig und klein vor Gott, dem er allein alles beimaaß; von seiner eigenen Ritterlichkeit und Schönheit, die wohl die Herzen aller Weiber der Welt anlocken konnte, wußte er gar nichts. So brachte er, von den Reitzen der schönen Prinzessin geblendet und verwundet, eine schlaflose kranke Nacht zu, und weil sein Wunsch ihm eine Unmöglichkeit däuchte, so beschloß er mit dem frühen Morgen nebst seinen Gesellen wieder in die Schiffe zu gehen und seinen Kummer dem wilden Element des Wassers zur Heilung zu übergeben, wenn Liebesflammen nur durch Wasser gekühlt und gelöscht werden könnten.

Und als es kaum dämmerte und das Licht noch furchtsam durch die Vorhänge in die Zimmer guckte, rief er seine Männer auf, und es ward ein Laufen und Wimmeln im Schloßhofe, daß die Königin und die Prinzessin darob erwachten und mit Staunen und Schrecken vernahmen, daß Klas wieder auf seine Schiffe wolle.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_114.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)