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den Kindern zum Scherze solche Fabeln erzählte; aber das ist gewiß, daß die beide sehr viel von einander hielten und daß der Käfer den andern Frühling wiederkam, sobald Erdwürmchen ihre Kühe in den Wald trieb, und daß sie in der alten Freundschaft mit einander lebten und umgingen. Da lernte Erdwürmchen nun auch, daß es ein ganz seltener Käfer war und mehr konnte, als andere gemeine Käfer können.

Einst saß sie nach ihrer Gewohnheit mit ihm unter einer grünen Eiche und spielte mit ihm und mit andern bunten Würmchen und Käferchen im Grase. Da flog ihr eines der schönsten und buntesten Marienwürmchen auf und schwang seine kleinen Flügel, und in einem Hui war es über die Eiche hinaus. Und Erdwürmchen sah ihm sehnsüchtig nach und rief: O wer doch auch so fliegen könnte und sich in der leichten Luft über die Bäume hinwiegen! Und Goldkäferchen, der diese Worte hörte, flüsterte ihr leise zu: Erdwürmchen mögtest du das? und sie sagte: Ja für mein Leben gern!

Und es währte nicht eine Sekunde, so kam der allerniedlichste Wagen aus der Luft herunter und senkte sich vor Erdwürmchen zur Erde herab, als spräche er: Erdwürmchen willst du, so steige ein! Das Wägelchen war von dem allerweissesten

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 343. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_343.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)