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kam bald an einen kleinen Baumgarten, wo Aepfel Birnen und Pflaumen die Fülle an den Bäumen hingen. Sie ging hin und brach sich davon und aß, denn sie war sehr hungerig. Als sie sich gesättigt hatte, ging sie weiter fort durch die Bäume und hörte einen Hahn krähen und einen Hund bellen. Und da ward sie ganz froh und fiel mit dem Angesicht auf die Erde, faltete ihre Hände und betete ein frommes Morgengebet und sprach: Gott sey gelobt, daß ich wieder zu Menschen komme! Und als sie um einen kleinen Busch herumgekommen war, da sah sie hinter dem Busche ein kleines strohenes Häuschen stehen und ging grade auf das Häuschen zu.

Und ehe sie noch an das Häuschen kam, sprang ein buntes Hündchen auf sie zu und wedelte lustig mit dem Schwanze und bellte und brummte nicht, und dann kam ein scheeweisses Minskätzchen und strich sich den Pelz an ihrem Knie glatt und gnurrte behaglich, wie die Katzen im Wohlgefallen thun. Und diese Beiden begleiteten sie. Vor der Thüre des Hauses saß ein altes Mütterchen im weissen Kopfe an einem Spinnrade und spann und sang mit heller Stimme: Wach auf, mein Herz, und singe! und ließ sich nicht stören, daß Erdwürmchen kam, und Erdwürmchen stimmte ein und sang mit,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_351.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)