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Räuber gestohlen oder Wölfe und Unthiere gefressen haben.

Die alte Frau antwortete ihr: Sey mir hier willkommen, Erdwürmchen! Deine Aeltern wohnen sehr weit von hier und ich kann dich nun nicht hinbringen. Denn alle Straßen sind unsicher und es ist Krieg und gestern sind fremde Soldaten bei euch in Distelfeld eingerückt. Und schelte nicht so sehr auf Goldkäferchen, er hat dich deswegen weggebracht. Deinen armen Aeltern hättest du doch nicht helfen können, dir und deiner Ehre aber hätte leicht ein Leides geschehen können. Darum gieb dich nur drein und bleib hier bei mir. Wir wohnen hier abweges im Walde, hier bist du sicher, und über diese Schneeberge kommt kein Feind. Wann es dort wieder ruhig ist, will ich dich schon zu Hause bringen. Und Erdwürmchen gab sich drein und blieb, im Stillen aber weinte sie manches Thränchen in ihrem Kämmerlein und im einsamen Walde, daß sie so weit weg war von Hause. Doch ging es ihr sonst recht gut.

Es war dies ein kleines Bauergütchen, das ganz einsam im Walde lag und etwas Feld einen Garten eine Wiese und des Holzes genug hatte; auch waren in Bächen und Teichen Forellen und Karpfen. Hier wohnte die Alte mit ihrem alten Manne, der wohl noch älter war als sie, und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_353.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)