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18.
Die Seekönigin.

Ihr habt wohl oft die Sage gehört von Glocken, die aus tiefen Seeen läuten, besonders um die Zeit der Mitternacht und zur Zeit der großen heiligen Feste der Christen. Da sagen die Leute, es sind versunkene Schlösser und Kirchen, deren Glocken läuten müssen zur ernstesten Stunde der Zeit und an jenen hehren Tagen, wo alle Herzen und Glocken die hellesten und innigsten Klänge erklingen lassen. Aber das ist nur so ein Gerede, weil sie das, was ihnen zu Zeiten so wunderbar und schauerlich aus tiefen Seeen herauftönt, gern natürlich erklären mögten. Nein es sind keine Glocken von versunkenen Schlössern und Kirchen, es sind keine aus Erz und Silber gegossene Glocken, sondern sehnsüchtige und klingende Trauerglocken der Herzen sind es, die durch schlimmen Zauber gefangen da unten in der kalten Tiefe sich ewig nach dem schönen Sonnenlichte droben sehnen müssen aber nie hinauf können. Und nun will ich die Geschichte der Seekönigin erzählen.

Es haust in den Wäldern und Bergen und Seeen und Strömen vieles, wovor den Menschen mit Recht graust und weswegen viele sich nicht gern allein hineinwagen. Andere aber sind

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_434.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)