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Bracke hatte den folgenden Tag für nichts Interesse, ob der Kurfürst kam und der moskowitische Zar, es ließ ihn gleichgültig.

Mit unbeugsamer Gewalt zog es ihn zur Tänzerin auf dem Salzplatz.

Er fand sie am Morgen draußen, an den Wagen der Vaganten gelehnt.

Ihre Blicke schweiften über die Spree.

Als sie seine zögernden Schritte hörte, wandte sie sich vorsichtig um und lächelte.

Er trat wie selbstverständlich heran, fragte nicht erst, ob sie sich etwa seiner erinnere oder überhaupt erinnern könne, und gab ihr die Hand. Hätte ihn auch nicht verstanden. Es sprach keines die Sprache des andern. Sie war Russin. Sie nahm seine Hand, hielt sie einen Augenblick in der ihren und drehte sie plötzlich um, daß der Handteller nach oben lag. Darauf beugte sie ihr blasses, zärtliches Gesicht darüber und versuchte angestrengt mit ihren blauschwarzen Blicken zu lesen.

Sie las sein Schicksal.

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_064.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)