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Der Kurfürst beobachtete eines Tages in seinem Park zwei Weinbergschnecken im Liebesspiel.

Er sah, wie sie sich erhoben, und wie sie jene wunderlichen Instrumente, die man Liebespfeile nennt, auf einander abschossen. Tief und schmerzhaft drangen sie sich gegenseitig ins Fleisch.

Die Kurfürstin, unberührt und unberührbar, stand neben ihm. Mit einem Fächer aus Perlmutter wehte sie sich Kühlung über ihre Brüste.

„Mein Apennin“, sagte der Kurfürst. „Schneegebirge, das ich nie besteigen werde“, und küßte sie leicht auf die linke, dem Herzen zugewölbte Brust. „Was läßt du noch künstlich Eiswinde wehen – da du kalt bist wie parischer Marmor. Und dein Hauch läßt die Blumen erfrieren. Fassest du in eine Flamme – so gerinnt sie zu einem roten Eiszapfen. Wir verwunden uns wie die Schnecken mit widerhakigen Pfeilen, den Pfeilen Amors, und sterben vielleicht noch aneinander…“

„Du irrst, Kurfürst,“ lächelte die Kurfürstin, „ich werde zwar vielleicht eines Tages von dir

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Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_119.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)