Seite:De Bracke (Klabund) 130.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hätte malen können, nahm der Tod den Pinsel aus der Hand. – Aber es soll wohl so sein. Ein jeder soll sich sein Bild von der Madonna machen. Sie wird es segnen, auch wenn es nicht so trefflich gelingt. Das Leben bleibt Stückwerk. Auch wir schreiten unvollendet hinüber. Hilf uns, Sankt Lukas, unser Bild im himmlischen Reich zu vollenden. Dort hast du Gold und Rosenrot, Morgenrot und Himmelblau auf der Palette – Farben, nach denen wir grau und schwarz bemalten Menschen so selige Sehnsucht tragen. Heb uns aus dem Schatten ins Licht. Laß uns leuchten wie Stern und Sonn und Mond, Sankt Lukas.“

Die Kurfürstin hatte die Augen geschlossen.

„Amen“, sagte sie leise.


Grieta vernahm, daß Bracke eine Nacht bei der Magd des Kugelapothekers in Berlin geschlafen habe.

Sie weinte, legte Witwenkleidung an und begab sich nach Berlin. Sie traf die Magd in der Küche, setzte sich auf die Küchenbank und sprach:

Empfohlene Zitierweise:
Klabund: Bracke, Berlin 1925., Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bracke_(Klabund)_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)