Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen | |
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„Sehr interessant“ – wandte ich mich an sie. „O ja“, erwiderte sie mit einer Stimme, in der etwas Herbes anklang, wie oft in Stimmen eben erwachsener Mädchen. „Wenn’s nur nicht so heiße Gegenden wären.“ Der Baron lachte laut los: „Heiß! Natürlich, wir sind gerade im Herzen von Afrika. Aber meine Frau würde verlangen, ich soll im Sommer über Spitzbergen schreiben und im Winter, wenn es friert, über Afrika –“. Aber das Lachen brachte ihm den Hustenanfall. Claudia erhob sich, nahm ein Glas Wasser vom Nebentisch und ein Pulver, brachte es ihm, stand neben ihm, bis der Anfall vorüber war, ruhig und dienstgewohnt. Der Diener brachte den Tee und Claudia schenkte ein und weil ihr Gatte sich noch nicht erholt hatte, tat sie auch etwas für die Unterhaltung und bemerkte: „Ja, abends ist es sehr schön hier bei uns.“ Da konnte der Baron wieder sprechen: „O, wer das kennt, der kommt wieder. – – Kommen Sie nur recht häufig – kommen Sie täglich. Abends sind uns Freunde immer willkommen – nach der Arbeit.“ Er sprach weiter von sehr heißen Nächten auf Kapland, von den großen Ameisen, die die Stiefeln anfressen.
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/169&oldid=- (Version vom 31.7.2018)