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Seite:De Bunte Herzen (Keyserling).djvu/184

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haben wir auch eingefangen. Das wird gemütlich. Schön hier, was? Das ist ’n Garten. Mystisch heiliger Hain.“ Lebhaft sprach er auf mich ein.

Ich hörte nicht zu, ich mußte hinübersehen, zu Spall hinübersehen, der sich neben Claudia an das Gitter lehnte, sich vertraulich zu ihr beugte – er war ja ein Vetter – und etwas erzählte und lachte. Claudia blickte gerade vor sich hin und ihr schöner Mund zuckte so seltsam wie in einer Qual. Natürlich, ich verstand. Spall war verliebt in sie und sie mochte ihn nicht, den schönen Spall mit dem schmalen Mädchengesicht, den sentimentalen Augen und den blanken, blonden Locken. In dem hübschen Mädchengesicht nahm sich das Monokel im linken Auge und das böse Lächeln der knabenhaft roten Lippen fast gespensterhaft aus.

„Und das Essen, Claudia, Kind,“ rief Daahlen, „wie weit ist’s denn?“ – „Gleich,“ sagte Claudia, „Julchen holt den Wein.“ Daahlen lachte sehr laut. – „Sehr gut, unsere Vorsehung heißt Julchen. Wir wandeln im heiligen Haine und Julchen sorgt für den Leib.“

Das Abendessen war sehr gepflegt und Daahlen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/184&oldid=- (Version vom 31.7.2018)