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es, was ich erlebt habe? Mir fällt jetzt der Abend auf der einsamen Veranda bei Bohrer ein. Die weite, dunkle Ebene, die einsame Stimme, die dort erwachte und die andere, die ihr antwortete. War es vielleicht nur ein Echo? Sind unsere sogenannten Liebeserfahrungen nicht vielleicht alle nur ein Echo unserer selbst? Das ist vielleicht die Formel dafür. Das wäre dann gut und es ginge mich nichts an, was diese Frau von Daahlen und dieser Herr von Spall miteinander haben. Mein Liebesverhältnis wäre gesichert. Aber, warum tut das so weh? Warum läßt das solch einen häßlichen demütigenden Schmerz zurück?

Der Morgen graut hinter den Vorhängen. Ich werde Joseph wecken und ihm befehlen, daß er die Koffer packe. Ich muß fort. Ich will in ein Fischerdorf an der Ostsee reisen, dort still sitzen, die Füße im warmen Sande, und den Wellen zusehen, wie sie rufen und antworten, miteinander gehen und vergehen. Das wird mir jetzt gut tun. Warum? Auch dafür wird sich die Erklärung wohl finden lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Keyserling: Seine Liebeserfahrung. In: Bunte Herzen. Fischer, Berlin 1909, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Bunte_Herzen_(Keyserling).djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)