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Fahrt nach seiner Erbmonarchie antrat, nahm er eine Anzahl gefangener Guelfenhäupter mit sich. Denn diese Partei hatte den Versuch gemacht, die Stadt auf die päpstliche Seite hinüberzuführen, war aber dabei von Friedrich von Antiochien mit der Hilfe der Ghibellinen, namentlich der Familie Uberti, nach dreitägigem Kampfe niedergeworfen und am 2. Februar 1248 aus der Stadt getrieben worden. Damit war jedoch die antikaiserliche Strömung, welche auch die Mehrzahl der Bürgerschaft beherrschte, keineswegs vertilgt. Die Guelfen hatten die an Zahl und Besitz schwächere Adelsfaction der Stadt gebildet. Ganz natürlich daher, dass sie sich an die wohlhabende und einflussreiche Bürgerschaft anlehnte, und ferner ganz natürlich, dass diese, welche durch ihre Zünfte schon nachweislich seit dem Ende des 12. Jahrhunderts grossen Einfluss auf die Leitung der Comune hatte und durch den in ihr herrschenden kirchlichen Geist beeinflusst wurde, sich mehr zur guelfischen als zur ghibellinischen Partei hingezogen fühlte. Die ewigen Fehden der beiden Factionen in der Stadt und der Grafschaft störten Handel und Wandel; die Beisteuern, welche die Verwaltung der Stadt für kaiserliche Hilfstruppen und andere Bedürfnisse des Hofes eintrieb, hatten sie bei der Mehrzahl der Bürger verhasst gemacht. Das Verlangen nach eigener, autonomer Regierung, das sich schon seit mehr als einem Jahrhundert in diesem materiell jetzt so kräftig sich entwickelnden Gemeinwesen geregt hatte, war auch keineswegs erstickt, gewann vielmehr täglich an Kraft unter der Bürgerschaft. Was dieser noch fehlte, war lediglich eine militärische Organisation, um ihrem Willen einen nachhaltigen Ausdruck zu geben. Denn hatte auch die Bürgerschaft schon an den ungezählten Fehden mit dem Landadel und den benachbarten Comunen lebhaften Antheil genommen und sich tapfer geschlagen, so war doch der Adel, der die Reiterei stellte, ihr geborener Führer gewesen. Davon galt es sich jetzt zu emancipiren und eine Heeresordnung mit eigener Führung ins Leben zu rufen. Und hierzu hatte ihr schon die grösste organisatorische Macht des Mittelalters, die Kirche, eine vielversprechende Anleitung gegeben.

Als der Inquisitor des Dominikanerordens Fra Ruggieri 1244 von Sta. Maria Novella aus den Kampf gegen die patarenischen Ketzer, welche sich der Unterstützung einiger Adlicher und des

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_023.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)