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von Anfang an die Verwirrung. Mehr als zwei Drittel des florentinischen Heeres wurden bei Montaperti erschlagen oder gefangen genommen. G. Villani fasst das Endergebniss dieses Tages dahin zusammen: damals wurde die alte Volksgemeinde von Florenz gebrochen und vernichtet, die zehn Jahre lang siegreich und machtvoll gewaltet hatte.

Die Kunde von der furchtbaren Niederlage wirkte betäubend auf die in Florenz zurückgebliebenen Guelfen. Zugleich mit den Flüchtlingen des Heeres flohen sie am 9. September, besonders nach Lucca, die gut bewehrte Stadt den Siegern ohne Schwertstreich überlassend. Diese zogen schon am 12. September in sie ein. Unterwegs hatten sie in einer Versammlung zu Empoli darüber gestritten, ob Florenz nicht dem Erdboden gleich zu machen sei. Der hochherzige Farinata degli Uberti rettete aber seine Heimath vor den rachedürstenden Sienesern und Pisanern[1]. Da die Stadt den Siegern widerstandslos die Thore öffnete, lag auch für den Generalvicar König Manfreds[WS 1] kein Grund mehr vor, dieselbe zu verderben, namentlich da sein Verhältniss zu Pisa keineswegs ein gesichertes war. Die Früchte ihres Sieges hatten

    das Testament, von dem Cantini, Saggi IV, 28, ein Stück veröffentlicht hat, wirklich von dem „Verräther“ Bocca degli Abbati herrührt, so hat Dante diesem mit Unrecht eine infamirende Unsterblichkeit verschafft. Die Florentiner hätten den Mann, der bei Montaperti ihren Fahnenträger zusammengehauen, nicht ruhig im Besitze seiner Habe sterben lassen. Die Darstellung Dante’s (Inferno 32) verräth übrigens, dass der Dichter der Tradition gegenüber selbst nicht sicher war. Er will sich ja erst Sicherheit verschaffen, als er den Verdammten am Schopfe fasst.

  1. G. Villani VI, 81 setzt dieses berühmte Parlament in die Zeit, da Giordano d’Anglano Tuscien habe verlassen wollen. Das geschah aber erst Ende 1261 oder Anfangs 1262. Die Zeitbestimmung ist also sicher falsch. Denn es kann doch nicht nach dem 25. November 1260 oder gar nach der Stiftung des tuscischen Bundes, Mai 1261, gefallen sein. Da Farinata degli Uberti den Guelfen auf das Aeusserste verhasst war, würde ihre Tradition ihm nicht das Verdienst, Florenz gerettet zu haben, angedichtet haben. Die Thatsache ist also nicht zu bezweifeln. Aber nur im ersten Siegestaumel konnten die Sieger auf eine solche Idee verfallen. Da Empoli auf dem Wege des siegreichen Heeres von Siena nach Florenz liegt und man hier vielleicht abwartete, was die Florentiner thun würden, bin ich geneigt, den Vorgang auf den 10. oder 11. September zu verlegen. Die rhetorischen Berichte verschiedener Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts über dasselbe sind vollkommen werthlos. Auch dem Berichte Savini’s bei Freidhof (II, 5), der durch Urkunden keinerlei Bestätigung erhält,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Manfred
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_037.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)