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zwischen 1260 und 1266 ganz oder theilweise zerstört worden sind[1]. Die Executive wurde, nachdem die Stadt dem König Manfred gehuldigt hatte, von dessen Stellvertreter, dem zum Podestà eingesetzten Grafen Guido Novello, übernommen. Wie G. Villani berichtet, benutzte dieser Mann die Zeit seiner Amtsführung dazu, Florenz eines Theiles seiner Waffen und Kriegsgeräthe zu berauben und damit die Rüstkammer seines Castells zu Poppi zu füllen. Und doch hatte die ghibellinische Partei in Tuscien die Waffen noch sehr nöthig.

Zwar hatten sich die ihr zugethanen zehn Städte unter der Einwirkung Giordano’s d’Anglano endlich am 28. Mai in Siena zu einem jährlich zu erneuernden Bunde zusammengeschlossen, der die dauernde Aufstellung von 500 Reisigen anordnete. Es ist für die Machtverhältnisse der Städte Tusciens doch recht bezeichnend, dass selbst nach der Niederlage von Montaperti Florenz hiervon 150 zu stellen im Stande war, während Pisa und Siena nur je 130 aufbrachten. Aber dieser Bund, so überlegen er auch den guelfischen Städten Lucca, Massa und Fucecchio an Macht war, hatte doch keine rechte Lebenskraft. Abgesehen von dem Particularismus, dem die Glieder desselben naturgemäss huldigten, wirkten besondere zahlreiche Umstände dazu mit.

An der ersten Stelle des Bundes stand wieder Pisa. Die immer mehr herunterkommende Seestadt hielt an ihren alten Ansprüchen fest und trieb die kurzsichtigste Krämerpolitik. Erst seit 1257 von dem Kirchenbanne befreit, der seit der Gefangennahme der zum Lyoner Konzil reisenden Kirchenfürsten auf ihr gelastet hatte, wollte sie keine Verpflichtung übernehmen, gegen die römische Kirche aufzutreten. Dagegen sollten die tuscischen Verbündeten ihr die von den Lucchesen abgenommenen Castelle und Städte wiedergewinnen helfen. Der Krieg der tuscischen Union gegen Lucca, in dem alle vertriebenen Guelfen des Landes eine Zufluchtsstätte gefunden hatten, wäre viel rascher beendet worden, wenn nicht die Sonderinteressen Pisas im Wege gestanden hätten. Wenn die Erzählung Villani’s, dass Karl von Anjou, welcher im Mai 1265 von einem furchtbaren Sturme auf seiner Fahrt von der Provence nach dem Kirchenstaate nach Porto Pisano geworfen worden war, nur desshalb

  1. Arch. stor. Ser. IV, T. XX, S. 28.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_039.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)