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Volksführern anknüpfte. Denn seit 1254 hatte sich hier eine Verfassungsumwälzung vollzogen, ähnlich der von Florenz im Jahre 1250. Das Volk, der Kämpfe der Adelsfactionen müde, hatte sich als Gemeinde constituirt und einen Capitano del popolo an seine Spitze gestellt. Wir sind leider über diese Vorgänge, die wir nur aus den Ausstellern von Staatsurkunden und der Notiz einer späteren Chronik als ein Factum kennen, sehr schlecht unterrichtet[1]. Eine Anzahl ganz wankelmüthiger und treuloser Adlicher und Kirchenfürsten, wie den kriegerischen Bischof von Arezzo, Guglielmo de’ Ubertini, der von Jahr zu Jahr seine Parteistellung wechselte und dadurch in die wunderbarsten Verhältnisse kam, so dass er bald die Guelfen in dieser und die Ghibellinen in jener Stadt von seinen Bündnissen ausnahm, zog die Curie, als die sich in ihren Zielen allein vollkommen consequent bleibende und rücksichtsloseste Macht, doch schliesslich auf ihre Seite.

Aber alles hätte doch noch eine für Manfred günstige Wendung nehmen können, wenn seine Partei einen tüchtigen Führer in Tuscien gehabt hätte. In der Wahl dieser vergriff sich aber Manfred vollkommen, wenn er die Wahl hatte. Giordano d’Anglano, der tüchtig war, wurde Anfangs 1262 abgerufen[2]. Sein Nachfolger, Francesco Semplice, machte den Versuch, Guelfen und Ghibellinen zu versöhnen, was eine Unmöglichkeit war. Dann wurde der unglückliche Guido Novello im Herbste 1264 Generalvicar. Hatte er als Podestà von Florenz sich den Hass der Bürger aufgeladen, als er die Stadt zu seinem Vortheil ausplünderte, so war er jetzt nicht einmal im Stande, sie gegen Lucca und die vertriebenen Guelfen zu schützen. Er musste gegen diese 1262 ein Hilfscorps von Siena schleunigst herbeirufen, und 1263 wäre die Stadt abermals fast durch eine Kriegslist in die Hände dieser Feinde gefallen. Das thatkräftigste Parteihaupt der Florentiner Ghibellinen, Farinata degli Uberti, starb am 27. April 1264. Schliesslich musste sich aber doch im Herbste 1264 Lucca dem Generalvicar, der eine grosse Kriegsmacht

  1. Vergl. jetzt auch hierüber Schaube, Das Consulat des Meeres in Pisa S. 43.
  2. Ueber die Geschicke dieses Mannes, dem die Anekdoten bei Villani bitteres Unrecht zugefügt, sind die Urkunden bei del Giudice, Codice diplomatico II, 111 zu vergleichen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_041.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)