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aus einheitlich und zielbewusst geleiteten guelfischen Partei das Gleichgewicht zu halten. Er kämpfte nur noch um seine Duldung. Und das mit schlechtem Erfolge.


IV.

Wird an den mittelalterlichen Florentinern ganz besonders ihre Habgier hervorgehoben, so wird nicht minder ihre Rachsucht von den Commentatoren der Divina Comedia und den Sittenpredigern der Zeit beklagt[1]. Die Leidenschaftlichkeit der Parteikämpfe zog damals selbst die Frauen in ihre wildesten Kreise[2]. Um so mehr muss man über die Vorgänge staunen, welche sich in Florenz nach dem Tode König Manfreds abspielten. Die ghibellinische Partei musste wissen, was für sie auf dem Spiele stand. Der leidenschaftliche Papst Clemens IV., der unerbittlich harte Karl von Anjou, die von ihrer Heimath vertriebenen und um Hab und Gut gebrachten Guelfen von Florenz, eine solche Dreizahl von Feinden hätte selbst einen Guido Novello, so sollte man meinen, zur Energie aufrütteln sollen. Aber er fand weder den Muth, sich der siegreichen Coalition rückhaltslos zu unterwerfen, noch sich tapfer und entschlossen derselben zu erwehren.

Noch bestand die ghibellinische Union (taglia) von Tuscien. Sie war sogar erst am 10. Februar 1266 in Siena erneuert worden. Ihr Capitän, Guido Novello, lag mit der Mannschaft des Bundes, unter der sich die besonders gefürchteten deutschen Reisigen befanden, in Florenz. Der von ihm eingesetzte Podestà Graf Napoleon von Mangona, aus dem Grafengeschlechte der Alberti, legte aber schon auf sein Geheiss im April seine Stelle nieder, nachdem er im März in seinem und der Comune Namen eine Gesandtschaft an den Papst nach Perugia abgeschickt hatte. Clemens IV. nahm die vier Botschafter wohl auf, als sie um Aufhebung der Excommunication und des Interdicts baten und in den Gehorsam der Kirche zurückzukehren versprachen. Am 25. März forderte er den angesehenen Cardinal Ottaviano degli

  1. S. oben S. 22: semper ardet ardor habendim, und: Florentini maxime ad vindictam sunt ardentissimi et publice et privatim, sagt Benvenuto da Imola. J. del Lungo hat eine interessante Zusammenstellung derartiger Zeugnisse im Arch. stor. Ital. S. IV, T. 18, p. 183 gegeben.
  2. Benvenuto da Imola ed. Lacaita III, 366.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_043.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2022)