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nur gelegentlich wahrt er hierbei den päpstlichen Anspruch. Später wurden andere Einwände gegen die Throncandidatur Philipps vorgebracht, die wir nur als Scheingründe gelten lassen können: die Behauptung, dass Philipp zur Zeit seiner Wahl sich im Banne befunden habe[1], die früheren Massregeln Philipps gegen die Kirche, der angebliche Eidbruch gegen Friedrich – deutlicher spricht sich Innocenz in solchen Actenstücken aus, welche nicht für die deutschen Fürsten bestimmt waren. In der deliberatio[2] werden zwar auch die oben erwähnten Vorwürfe wiederholt, zuletzt aber wird gegen Philipp eingewendet, dass er dem römischen Stuhle Sicilien abwendig machen wolle. Ebenso in einem Briefe an König Philipp von Frankreich[3]: falls Philipp die Krone erlangte, würde er sich Siciliens bemächtigen, und die Verbindung Siciliens mit dem Reiche lasse eine Erneuerung der Weltherrschaftspläne Heinrichs VI. erwarten[4].

Auch bei der späteren Versöhnung zwischen Philipp und Innocenz scheint es zu keiner Vereinbarung über Sicilien gekommen zu sein[5]. Charakteristisch ist es, wie Innocenz diese delicate Frage in einem Briefe an seinen Gesandten bei Philipp behandelt[6]. Er beklagt sich, dass dieser keine Mittheilung über den Stand der sicilischen Frage gemacht habe, der Papst wagt es nicht, darauf zurückzukommen – offenbar weil er fürchtet, sein Brief könnte in falsche Hände kommen – er schärft aber seinem Gesandten die genaueste und eifrigste Befolgung seiner Instruction ein. Innocenz legt das höchste Gewicht auf die Nachgiebigkeit Philipps in diesem Punkte, aber er zweifelt an dem Erfolg, weil er nicht bloss bei dem König, sondern auch bei den Fürsten auf Widerstand rechnet.

Dagegen hatte Otto die päpstlichen Rechte auf Sicilien schon

  1. Winkelmann, Philipp p. 81.
  2. Registr. 29, p. 700.
  3. Registr. 64, p. 718.
  4. Ebenso in einem Briefe von Honorius III., Mai 1226, bei Huillard-Bréholles II, 593. Philippus non jam de jure dubitabat imperii, sed spem ad occupationem regni Siciliae prorogabat.
  5. Wie Ficker, Forschungen II, p. 389 und nach ihm Winkelmann p. 455 annahmen.
  6. Registr. 148, p. 751.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_110.jpg&oldid=- (Version vom 9.11.2022)