Seite:De DZfG 1889 01 132.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3. Die Erwägung, dass der Bewerber der römischen Kirche treu sei. Sie beginnt mit der Formel, Nos praemissa ac etiam; und lautet in den Bullen für Krakau, Fünfkirchen, Wien, Heidelberg und Prag bis auf unbedeutende Abweichungen wörtlich gleich. Köln zeigt etwas stärkere Umgestaltung, und noch mehr Erfurt, aber der Hauptstock der Worte und Wendungen kehrt auch hier wieder[1].

  1. In der Bulle für Krakau heisst es Cod. diplom. Cracov. I, 6: Nec praemissa ac etiam eximiam fidei puritatem, quam ipse rex et progenitores sui, Poloniae reges, quam ejusdem regni incolae ad s. romanam Ecclesiam gessisse, prout ipse rex et incolae gerere dinoscuntur, attente considerantes ferventi desiderio ducimur, quod regnum ipsum (Heidelb. villa praedicta) scientiarum muneribus amplietur, fiatque litterarum fertilitate foecundum, ut viros producat consilii maturitate conspicuos, virtutum redimitos ornatibus ac diversarum facultatum dogmatibus eruditos sitque ibi fons irriguus, de cujus plenitudine hauriant universi litterarum imbui cupientes documentis.
    Köln hat statt „attente considerantes… ducimur quod“ attendentes et etiam fidei puritatem… dinoscuntur, dignum ducimus et equitati consonum existimamus ut… Die entsprechende Wendung desiderio ducimur hat die Bulle für Köln in dem voraufgehenden Paragraphen verwerthet, der von der Pflicht des Papstes handelt und weit ausführlicher gehalten ist als in den anderen Bullen.
    Der Text der Bullen lässt sich gegenseitig verbessern; so steht in dem Druck der Fünfkirchner Bulle im Bullarium Romanum (Aug. Taur. 1859) IV, 585: sitque illis scientiarum fons originis, statt sitque ibi scientiarum fons irriguus, wie denn das Bullarium viele und schwere Fehler hat. Diesen Mängeln kommt dann die Willkür der Auswahl gleich. Hier ist der Fehler um so weniger zu entschuldigen, weil Fejer in seinem Abdruck Cod. diplom. Hungariae (1834) IX, IV, p. 66 zu originis das richtige irriguus in Klammern hinzugefügt hatte.
    Prag hat nach regnum ipsum noch den Zusatz quod divina bonitas multitudine populi rerumque copia praedotavit; denselben mit nur etwas anderer Fassung auch Köln. Urbans VI. Brief für Erfurt hat den ganzen Satz stärker umgestaltet, und zwar im engen Anschluss an Clemens VII. Stiftungsbrief für Erfurt 1379. Es ist doch bemerkenswerth, dass die Gegnerschaft gegen den „falschen Papst“ nicht hinderte, einen wichtigen Act desselben so zu ehren und statt der eigenen Formulare die des Feindes zu benutzen. Man sieht recht, wie sehr diese Briefe und Gnadenerlasse, in deren Worten wir jetzt Zeugnisse für besondere Gedanken und Absichten der Päpste zu suchen geneigt sind, vielfach Handwerksproduct der Unterbeamten waren. Uebrigens ist anzuerkennen, dass die thörichte Wendung in dem Privileg Clemens VII., welche Erfurt als Seestadt behandelt, in Urbans Brief nicht wiederholt ist. In Clemens VII. wie in Urbans Bulle heisst
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_132.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2022)