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Die Stelle bei Nauclerus lautet (ich citire nach der Ausgabe von 1564 Bd. 2 p. 314–315): „Anno domini millesimo ducentesimo quinquagesimo sexto rex Guilielmus conventum principum ad octavum kalendas julii Colonie fieri mandat, in quo in Italiam pro nanciscenda imperii corona proficisci proponit utque principes ad quadragesimae instantis dies Augustae occurrant indicit. verum dum haec Coloniae apud comitia tractantur, Frisones gens admodum levis et inquieta… Hollandiam igne ferroque devastant. quod rex Guilielmus audiens, veritus ne majora propter sui absentiam attentarent, coadunato suorum valido exercitu vicesima octava die mensis decembris in Frisones movit.“ Es folgt nun ein Bericht über den Tod des Königs.

Lesen wir die Erzählung des Nauclerus im Zusammenhang, so schliesst sich seiner Auffassung nach der letzte Zug des Königs gegen die Friesen (Dec. 1255 – Jan. 1256) fast unmittelbar an den Kölner Hoftag an; jedenfalls liegt nicht noch ein anderer Heereszug (der vom August, von dem wir sonst wissen) dazwischen. Nun ist uns unmittelbar vor dem letzten friesischen Feldzug zum 13. Dec. 1255 ein Aufenthalt Wilhelms in Köln urkundlich bezeugt (Böhmer-Ficker Reg. 5286), und da das Datum bei Nauclerus so wie es dasteht, (1256 Juni 24) unmöglich richtig sein kann, so wird man durch den Text selbst zu dem Versuch gedrängt, den Kölner Hoftag hier an dieser Stelle, Ende December 1255, anzusetzen. Ficker hat diese Möglichkeit auch schon berührt (Reg. 5260a und 5286), aber nicht weiter verfolgt, da diese Combination eine für einen Hoftag sehr ungeeignete Jahreszeit treffen würde und man von der bei Nauclerus überlieferten Zeitangabe ganz absehen müsste. Der erste dieser Gegengründe ist natürlich nicht mehr als ein leichtes Bedenken, das nur so lange einige Bedeutung hat, als es sich um eine vage Vermuthung handelt; schwerer wiegt aber allerdings der Umstand, dass es als reine Willkür erscheint, die so bestimmte Zeitangabe des Nauclerus ganz fallen zu lassen und ohne irgend eine Erklärung dieses Datums das Ereigniss vom Juni in den December zu verlegen. Diese Schwierigkeit nun, an der die Verwerthbarkeit der ganzen Nachricht hängt, wird gehoben und die geforderte Verbindung der Ueberlieferung, wie sie vorliegt, mit der vermutheten ursprünglichen Quelle hergestellt, wenn man folgendes erwägt. Nauclerus gibt als Datum 8. kal. julii, den 24. Juni, das ist Johannis baptistae. Auch im December haben wir einen Johannistag, Johannis evangelistae Dec. 27. Der Irrthum, der in Nauclerus’ Datum steckt, dürfte also so zu erklären sein, dass er in seiner Quelle Johannis ev. oder auch nur Johannis angegeben fand und diesen Tag mit dem so viel gebräuchlicheren und bekannteren

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_167.jpg&oldid=- (Version vom 11.11.2022)