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einigen anderen Flecken im Norden des Gardasees blieb, da auch Vicenza wieder verloren wurde, nur Verona in kaiserlichen Händen. Damit war wenigstens der Pfad nach Italien, dessen Mangel Max in den verflossenen Jahren so häufig beklagt hatte, behauptet worden.

Die getreusten Anhänger des Hauses erklärten es für Ehrensache, dass Max in solcher Lage Italien nicht den Rücken kehre, dass er sich selber den Winter über in Verona[1] gleichsam auf die Bresche stelle. Der Kaiser wies solche Rathschläge von sich; er glaubte auf anderen Wegen seine Sache besser fördern zu können. Ihn stimmte der Fehlschlag, der andere nicht ohne Grund für den Rest seines Ansehens fürchten liess, nicht herab. Getrost ging er auf französische Vorschläge, die Verträge zu Cambray zur Schwächung Venedigs durch neue zu dessen Vernichtung zu ersetzen, ein. König Ludwig sollte den Oberbefehl führen[2] in diesem Entscheidungskampf. Trotzdem war, wie es nach misslungenen Coalitionsfeldzügen zu gehen pflegt, sein Verhältniss zu Frankreich durchaus nicht ungetrübt. Seinen Generallieutenant vor Padua Constantin Areniti schalten die Franzosen einen Verräther; Max musste sich nothgedrungen seiner Dienste entschlagen. Das alles hielt den Kaiser nicht in Italien zurück, ihn zog es mächtig nach Augsburg, wo er doch noch das Reich zu ausgiebiger Hilfe zu drängen gedachte[3].

Es frug sich, wie für seine Person Ersatz geschafft werden sollte. Die Bewohner der Erblande, die nach Maximilian’s eigenem Zeugniss längst zu murren begonnen hatten[4], würden noch unwillfähriger werden, wenn wieder, wie im Frühjahr 1508, der Landesherr sie sich selber und ihrem Schicksal überliess. Bisher waren die Streitkräfte zweigetheilt gewesen, in Venetien und in Istrien war gefochten worden. Hier handelte es sich um die 1508 verlorenen Hauslande,

  1. Mercurie von Gattinara an die Regentin Margarethe, die ihren Vater dazu bestimmen sollte. Blois 29. October 1509. Le Glay, Négociat. diplom. I, 266. Vergl. 273 und des Kaisers Ablehnung 298.
  2. Le Glay a. a. O. 281. Betr. Areniti ebendas. 272; 302 vergl. 336. – Chronique de Bayart, in Choix de chroniques par Buchon IX, 45. u. 47.
  3. Er behauptete am 8. December, von Fürsten und Reichsständen gewissermassen die feste Zusage von 12 000 Mann zu haben. Le Glay a. a. O. S. 299.
  4. Le Glay 284; 300.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_349.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)