Seite:De DZfG 1889 01 362.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herzog Erich drang in den Kaiser Mittel zu schaffen: „Jch weyss mich nyt lenger zu enthalten, dan alleyn meynen leyb, der soll dar bleyben so lange er wert.“

Wenig hoffnungsreich endete so das Kriegsjahr. Durfte man von dem kommenden günstigere Resultate voraussetzen?

Inwiefern die allgemeinen Verhältnisse der Mächte von 1509 auf 1510 eine Verschiebung erlitten, ist schon Eingangs theilweise angedeutet worden. Hier ist weiter in Erinnerung zu bringen, wie Papst Julius mehr und mehr sich Venedig näherte, wie sein Vorgang auch bedeutsam wurde für Spanien. – Der Krieg von 1510 war daher wesentlich ein solcher des Kaisers und Frankreichs gegen Venedig, welches bald den Papst und selbst die von ihm gewonnenen Schweizer als Bundesgenossen ansehen durfte. Maximilian, dem der Reichstag in Augsburg zwar eine kleine Hilfe bewilligt hatte, war nichtsdestoweniger ganz auf Frankreichs guten Willen angewiesen. Seine Stellung an der Etsch, besonders in Verona, hätte er ohne die Unterstützung Ludwig’s XII. gar nicht zu behaupten vermocht. Längst lagen zum Schutz der wichtigen Stadt neben einigem Fussvolk auch ein paar hundert französische Lanzen innerhalb ihrer Mauern. Aber auch das deutsche Kriegsvolk wurde in gewissem Sinne von Frankreich unterhalten. Von Februar bis Mai 1510 schossen die Franzosen zur Besoldung der Kaiserlichen erst 18 000, dann noch 32 000 Dukaten vor: erstere gegen Einräumung der Citadelle von Verona, letztere, für die ursprünglich das Castel-vecchio daselbst gefordert, schliesslich ohne dasselbe[1]. Aber im Juni war dann wieder Ebbe in den kaiserlichen Kassen. Max wünschte abermals 50 000 Dukaten vorgestreckt zu haben, für welche er alle gemeinsam zu machenden Eroberungen (auch Padua) verpfänden wollte. Aber Ludwig XII. bestand auf der Einräumung des Castel-vecchio und ganz Veronas bis zur Bezahlung des Darlehens. Da der Kaiser, gewarnt durch Ferdinand den Katholischen, dem hartnäckig seine Genehmigung versagte,

  1. Berichte des Florentiner Orators aus dem französischen Mailand vom 21. Februar; 25. April; 10. Mai 1510 (Excerpte Erdmannsdörfer’s aus dem florent. Staatsarchiv). Vergl. Guicciardini, storia d’Italia VIII. Buch, S. 240 b (Venetia 1610). Die wirkliche Zahlung auch der zweiten Rate von 32 000 Dukaten bestätigt durch A. de Burgo, Lettres de Louis XII., I, S. 230.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_362.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)