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Haebler wendet dagegen ein, dass unter des Kaisers Regierung der Werth des Geldes bis auf ein Drittel des früheren gesunken und daher das Land trotz aller Steuererhöhungen erleichtert worden sei[1]. Aber auch angenommen, das Sinken des Geldwerthes sei ganz in diesem Umfange vor sich gegangen, wogegen immerhin Bedenken bestehen, so erfolgt eine solche ungeheure Umwälzung in den Preisen doch nicht auf einen Schlag im ganzen Lande und in allen Verkehrszweigen. Es gehört vielmehr einige Zeit dazu, das alte Gleichgewicht wieder herzustellen; und dieser Zwischenraum birgt nothwendigerweise für die Menge der kleinen Existenzen, die sich immer nur langsam in die neuen Verhältnisse fügen, die grössten Gefahren, während die wirthschaftlich Stärkeren, vor Allem die grossen Kaufleute, die stets mit den wechselnden Conjuncturen rechnen, den Stoss leichter aushalten, dem jeweiligen Stand der Preise sich schneller anpassen und folglich aus ihren Veränderungen auf Kosten der Schwächeren sogar Vortheil ziehen können. Ein derartiges Sinken des Geldwerthes wäre daher selbst für ein blühendes Land äusserst bedenklich gewesen; für Castilien, dessen Vertreter auf jeder Versammlung über die Verarmung des Landes und die Verschuldung der Bauern klagten[2] – und mochten die Beschwerden auch stark übertrieben sein, ohne allen Grund konnten sie nicht vorgebracht werden – musste es geradezu vernichtende

    Summen nicht mitgezählt werden. Die venetianischen Gesandten, die übrigens mit Ausnahme von Contarini und Andrea Navagero gar nicht in Spanien waren, geben sie gewöhnlich zu gering an. So rechnet Bernardo Navagero 1546 alle drei Jahre 800 000 duc. auf das servicio (Alberi, 1. ser. I, 296), während es seit 1539 1 200 000 duc. betrug. Auch hat Karl aus den Ritterorden sicher mehr als 20 000 duc. bezogen, wie Cavalli 1551 angibt (ib. II, 196); und gerade dieser Relation wirft Haebler (117 Anm. 14) Uebertreibung vor. Es kann auch nicht zur Aufklärung der Leser dienen, wenn er für die Zeit Karls nur die Einnahmen aus Castilien und Indien in Betracht zieht, bei Philipp aber ohne irgend welche Erinnerung die Gesammteinkünfte seiner Staaten angibt (p. 131; vergl. Alberi, 1. ser. III, 368).

  1. p. 117.
  2. So erklären sie 1528 pet. 4: ay agora menos possibilidad para hacer pequeño servicio, que en otros tiempos, quando estavan estos reynos holgados, muy grande. Der Stand der labradores esta tan fatigado que le falta poco para perdido (pet. 12). Auf die anderen Klagen wird weiterhin eingegangen werden.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_396.jpg&oldid=- (Version vom 18.11.2022)