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bemerkt 1557 der venetianische Gesandte, dass in Granada besonders viele fremde Kaufleute sich aufhalten, die mit der Seide grosse Geschäfte machen[1]. Da war es nur natürlich, dass, während die fremde Einfuhr sich immer mehr ausdehnte[2], die heimische Industrie dahinsiechte. So hören wir 1558, dass Toledo den grössten Theil seiner Seidenwebereien verloren habe[3].

Auch in anderen Industriezweigen, über die nur zerstreute Bemerkungen vorliegen, ist um dieselbe Zeit ein Rückgang wahrnehmbar. 1537 hören wir, dass in Spanien sehr schlechtes Schuhwerk fabricirt wird[4]. Im selben Jahre klagen die Cortes, dass durch die übermässige Ausfuhr von Erz nach Frankreich den einheimischen Fabrikanten das Material entzogen und dadurch indirect auch der Kohlenbergbau geschädigt werde[5]. 1548 beschweren sie sich darüber, dass die Fremden alle Wolle, Seide, Eisen, Stahl und andere Waaren aufkaufen, so dass der inländische Handel vernichtet werde und aller Verdienst ins Ausland

  1. Alberi, 1. ser. III, 256.
  2. 1557 bitten die italienischen Kaufleute, ihnen für die Rohseide, die sie ausführen, und die Fabrikate, die sie einführen, den sicheren Landweg durch Frankreich zu gestatten (Danvila V, 379), mit dem jeder Verkehr wegen des Krieges verboten war. Der Handel muss daher recht bedeutend gewesen sein.
  3. In einer Denkschrift für Philipp II. erklärt Luis Ortiz 1558: … esta ciudad [Toledo] solia ser muy prospera por los muchos tratos y oficios que tenia, especial [!] por lo de las sedas, que en el [! wohl ella] se labravan, que la mayor parte se a perdido y dejado, porque franceses y otras naciones lleban a sus tierras las sedas en madeja yladas… y alla ponen sus telares (Brit. Mus. Egerton Ms. 2056 fol. 203 b). Haebler, der Colmeiro die Willkür vorhält (p. 58 Anm. 20), mit der er die Blüthe der Seidenweberei in Toledo auf das Jahr 1480 verlegt (er folgt Naranjo y Romero, der das verlorene Memorial des Damian de Olivares, auf das sich auch Haebler stützt, am ausführlichsten wiedergibt; vergl. Colmeiro, Hist. de la econ. polit. II, 190 Anm. 2), redet mit noch viel weniger Grund von der „nachweislichen“ (leider aber nirgends nachgewiesenen) „Blüthe Toledos um 1560“ (p. 67 Anm. 28). Durch das eben angeführte Citat dürfte sie endgültig beseitigt sein. – Jenes 1621 verfasste Memorial (Campomanes Dicurso sobre la educacion popular. Appendice IV, 22) leidet übrigens wie die meisten derartigen Schriften des 17. Jahrhunderts an starken Uebertreibungen. Capmany III, 347 f. hebt mit Recht hervor, dass ihren Verfassern, die zur Zeit des tiefsten Verfalls lebten, die Vergangenheit in zu rosigem Licht erschien.
  4. Cortes von 1537 pet. 90: hazen muy mal calzado.
  5. Cortes von 1537 pet. 58.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_01_416.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2022)