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in welcher er die ihm zugeschriebene Absicht, die Souveränität einzuführen, in klaren Worten dementirte und somit Russland des Vorwandes beraubte, sich als Hüter der bestehenden Regierungsform aufzuspielen und Finnland militärisch zu besetzen, die Beilegung der holsteinischen Differenzen mit Dänemark, – alles dies wirkte abkühlend auf den Eifer der Petersburger Kriegspartei, und der geplante russische Angriff unterblieb.

Als am 5. April 1751 der König Friedrich von Schweden starb, erregte dieses Ereigniss, welches wahrscheinlich noch vor Kurzem einen grossen europäischen Krieg entfesselt haben würde, nur bescheidene Aufmerksamkeit. Ja noch mehr; als Adolf Friedrich durch seine „Königliche Versicherung“ vom folgenden Tage sich voll und ganz auf den Boden der alten Verfassung stellte, verstand sich die russische Kaiserin freiwillig zu der Erklärung, sie werde fortan mit Schweden in dem besten Einvernehmen leben, da ihre Befürchtungen als grundlos sich herausgestellt[1]. Mit anderen Worten: ein bestimmter Abschnitt der nordischen Frage war beendet. Sie war aus dem Stadium der unmittelbaren Krisis herausgetreten; freilich nur um während der folgenden Jahre im Verborgenen fortzuwuchern.

Es hatte sich nämlich schon im Verlaufe des Jahres 1750 aufs Deutlichste herausgestellt, dass der angebliche Royalismus der Hüte in Wahrheit nichts anderes als eine geschickt aufgeführte Komödie gewesen, dass dieselben keineswegs gewillt waren, auch nur ein Titelchen von ihren Privilegien und Vorrechten zu Gunsten des „jungen Hofes“ aufzuopfern. Ihr[WS 1] wenig edelmännisches Vorgehen erregte den lebhaften Unwillen der leidenschaftlichen Kronprinzessin, in deren Adern heisses, stolzes Hohenzollernblut rollte[2]. Es kam zu den heftigsten Auftritten

  1. Ausführlicher bei Danielson, l. c. S. 223–417, und Koser, Friedrich d. Gr. im Jahrzehnt vor dem siebenjährigen Kriege. Leipzig 1883. S. 210–25 (Hist. Taschenbuch, hrsg. v. Maurenbrecher VI, 2).
  2. In dem zu Sjöholm befindlichen „Mémoire relativement à la guerre d’Allemagne de 1756 etc.“, dessen Durchsicht Oberkammerherr Graf A. Lewenhaupt mir in liebenswürdigster Weise gestattete, äussert Graf Höpken, damals (Juni 1757) Leiter der auswärtigen schwedischen Politik, über Ulrike u. a.: „C’est le caractère de la Reine qui donne le branle et le mouvement [au royaume]. Esprit audacieux, hautain, impérieux, formé dans une cour des plus despotiques, Elle ne connaît point… le sens et le terme de „bien de l’Etat“, mais croit… que tout consiste dans la gloire personnelle du

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jhr
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1889, Seite 414. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1889_02_414.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)