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vergeblich suchen. Die ganze Desmoulins betreffende Stelle ist gemildert und eine Anmerkung hinzugefügt, welche folgendermassen beginnt: „Camille Desmoulins hat durch sein rühmliches Ende die Flecken ausgelöscht, welche seine Laufbahn besudelt hatten. Nie wird seiner ohne Rührung die Nachwelt denken. Während der langen blutigen Tirannei der Zehnmänner war er der einzige, welcher für Milde und Erbarmung die Stimme zu erheben wagte. Sein Heldenmuth stürzte ihn ins Grab.“

Es werden sich noch zwei Fragen aufdrängen: einmal, wie war es möglich, dass bisher Oelsner’s Name in keiner seiner Biographien mit diesem Werke in Verbindung gebracht worden ist, sodann wie konnte es so ganz und gar der Vergessenheit anheimfallen? Was das Erste anbetrifft, so ist bekannt genug, dass Oelsner selbst, so ausgedehnt während seines langen Lebens seine schriftstellerische Thätigkeit auch war, doch fast niemals mit seinem Namen hervortrat, gelegentlich die Erzeugnisse seines Geistes sogar Anderen überliess. Sein Sohn, welcher unter dem Titel „Politische Denkwürdigkeiten aus Oelsner’s Schriften“ eine Reihe seiner Arbeiten herausgegeben hat, hebt dies nach Varnhagen, Jochmann u. A. mit vollem Rechte hervor[1]. Oelsner fürchtete nicht selten von der Nennung seines Namens „Schaden und Verdruss“. Ehe der „Luzifer“ erschien, berieth er sich mit Usteri darüber, ob er dem, namentlich in seinem ersten Theile so verfänglichen Werke[2] seinen vollen Namen vorsetzen oder

  1. Politische Denkwürdigkeiten aus Oelsner’s Schriften. Herausgegeben von Dr. G. Oelsner-Monmerqué. Bremen, Schlodtmann 1848. Dem Herausgeber ist entgangen, dass einige Stücke schon in Oelsner’s (anonymer) Zeitschrift Die Bundeslade, Frankfurt a. M., Wilmans 1817 stehen, die kaum begonnen wieder einging. Er theilt im Vorworte mit, dass sich im Nachlasse seines Vaters noch Correspondenzen, sowie „geordnete Materialien über die französische Revolution“ finden, und ich gebe die Hoffnung nicht auf, diesen Schriftstücken auf die Spur zu kommen.
  2. Auch im zweiten Theile kommen starke Stellen vor, z. B. S. 203 ff.: „Deutsche! Wie lange wollt ihr noch der Hohn und die Verachtung civilisirter Nationen seyn“ u. s. w. Archenholz hatte für gut befunden, solche Stellen in seiner Zeitschrift zu verstümmeln oder zu unterdrücken, und Oelsner konnte nicht jede Lücke mehr ausfüllen. Er schrieb darüber während der Arbeit an Usteri: „Einige der Stellen, welche Archenholz sich unterstanden hat zu streichen, habe ich aus dem Gedächtniss ersetzen gekonnt. Drei oder vier aber fehlen mir durchaus. Ich schreibe an Archenholz um mein Manuscript. Macht der Bursche Schwierigkeiten, wie das von einem
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_03_125.jpg&oldid=- (Version vom 22.10.2022)